178 Arndt: Schwedische Geschichten.
bleibt er dabei nicht stehen, dass Earl ein grosser Mann war;
auch der Intrigant und Betrüger Görz wird b ei ihm sicherlich aber
nicht durch ihn ein grosser Mann (was noch niemand zu sa-
gen gewagt hat). Sogar Karl’s tolle Plane nach dessen Rück-
kehr aus der Türkei und nach der schändlichen Aufopferung der
treuesten und tapfersten Soldaten, deren die neuere Geschichte ge-
denkt (bei der Yertheidigung von Stralsund), nennt Hr. Arndt
grosse Entwürfe. Er glaubt die Falschmünzerei, das aus Kup-
fer und Leder verfertigte Geld, die Reste der schwedischen Ju-
gend hätten gebraucht werden sollen, um Peters, Alberoni’s, Karls,
Görzens Schimären wirklich zu machen und ein Reich im Monde
zu erobern. Darüber will Ref. nichts erinnern, sondern nur Hr,
Arndt’s Worte anführen* Hr. Arndt sagt S. 87.: „Diese beiden
grossen (!!) Männer (Görz und Karl XII.) können das Schicksal
billig anklagen, welches ihnen das Leben gerade auf dem Punkte
abschnitt, wo sie hätten beweisen können, dass sie für Schweden
länger zu leben verdient hätten. Denn entweder hätte Karl XII.
nie geboren werden oder auch nie ermordet werden müssen.“ Das
Letztere wird gewiss jeder gern zugeben.
Sonderbar genug ergiesst sich Hr. Arndt erst in Dithyramben
über den Ruhm Karl’s, der bekanntlich durch tolle Kriege Schwe-
den seine ganze arbeitende Jugend und sogar die Hoffnung
raubte, seine Bevölkerung, seine Finanzen, seine Bergwerke, seine
Zufuhren an eignem Getreide je herzustellen, dann, wenn er auf
die Ursachen der Uebermacht des Adels und der Oligarchie auf
den Reichstagen kommt, setzt er S. 93. hinzu: „Aber woher ent*
sprang diese schaaflge Geduld der Bürger und Bauern ? Was war
aus den Enkeln derer geworden, die Karl XI. als dem Wieder-
hersteller und Befreier zujauchzten? Und wo waren die Genossen
des zwölften Karl’s, dass List und Uebermuth so herrschen durf-
ten ? Die meisten lagen mit ihm unter dem grünen Rasen und die
übrigen schliefen unter den Lorbeerbäumen, welche die Helden
gepflanzt und mit ihrem Blute begossen hatten (das klingt gan2
schön, jeder von uns weiss aber, durch welche harte Maasregeln
und wie elend in Wadmal gekleidet diese Helden, wie die der
französischen Conscription, hinausgetrieben wurden, um in Elend
und Mangel und Frost in Polen umzukommen oder in Norwegen
in Masse zu erfrieren) , sie träumten unter ihrem Schatten von
grossen Thaten und Erinnerungen einen verworrenen Traum und
ruhten die von Wunden und Narben bedeckten Leiber aus.“ D^s
ist oder scheint doch Poesie, aber Hr. Arndt lässt die furchtbare
bleibt er dabei nicht stehen, dass Earl ein grosser Mann war;
auch der Intrigant und Betrüger Görz wird b ei ihm sicherlich aber
nicht durch ihn ein grosser Mann (was noch niemand zu sa-
gen gewagt hat). Sogar Karl’s tolle Plane nach dessen Rück-
kehr aus der Türkei und nach der schändlichen Aufopferung der
treuesten und tapfersten Soldaten, deren die neuere Geschichte ge-
denkt (bei der Yertheidigung von Stralsund), nennt Hr. Arndt
grosse Entwürfe. Er glaubt die Falschmünzerei, das aus Kup-
fer und Leder verfertigte Geld, die Reste der schwedischen Ju-
gend hätten gebraucht werden sollen, um Peters, Alberoni’s, Karls,
Görzens Schimären wirklich zu machen und ein Reich im Monde
zu erobern. Darüber will Ref. nichts erinnern, sondern nur Hr,
Arndt’s Worte anführen* Hr. Arndt sagt S. 87.: „Diese beiden
grossen (!!) Männer (Görz und Karl XII.) können das Schicksal
billig anklagen, welches ihnen das Leben gerade auf dem Punkte
abschnitt, wo sie hätten beweisen können, dass sie für Schweden
länger zu leben verdient hätten. Denn entweder hätte Karl XII.
nie geboren werden oder auch nie ermordet werden müssen.“ Das
Letztere wird gewiss jeder gern zugeben.
Sonderbar genug ergiesst sich Hr. Arndt erst in Dithyramben
über den Ruhm Karl’s, der bekanntlich durch tolle Kriege Schwe-
den seine ganze arbeitende Jugend und sogar die Hoffnung
raubte, seine Bevölkerung, seine Finanzen, seine Bergwerke, seine
Zufuhren an eignem Getreide je herzustellen, dann, wenn er auf
die Ursachen der Uebermacht des Adels und der Oligarchie auf
den Reichstagen kommt, setzt er S. 93. hinzu: „Aber woher ent*
sprang diese schaaflge Geduld der Bürger und Bauern ? Was war
aus den Enkeln derer geworden, die Karl XI. als dem Wieder-
hersteller und Befreier zujauchzten? Und wo waren die Genossen
des zwölften Karl’s, dass List und Uebermuth so herrschen durf-
ten ? Die meisten lagen mit ihm unter dem grünen Rasen und die
übrigen schliefen unter den Lorbeerbäumen, welche die Helden
gepflanzt und mit ihrem Blute begossen hatten (das klingt gan2
schön, jeder von uns weiss aber, durch welche harte Maasregeln
und wie elend in Wadmal gekleidet diese Helden, wie die der
französischen Conscription, hinausgetrieben wurden, um in Elend
und Mangel und Frost in Polen umzukommen oder in Norwegen
in Masse zu erfrieren) , sie träumten unter ihrem Schatten von
grossen Thaten und Erinnerungen einen verworrenen Traum und
ruhten die von Wunden und Narben bedeckten Leiber aus.“ D^s
ist oder scheint doch Poesie, aber Hr. Arndt lässt die furchtbare