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und die Universitäten Belgiens

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weise dieses Verhältnisses wird auf die Absicht und Wirkung der
Universite de France, für Deutschland aber auf einige bekannte
Vorgänge, welche die Entfernung berühmter Professoren von ih-
ren Lehrstühlen zur Folge hatten, auf die Ernennung der Lehrer
durch die Regierungen und auf die den Privat-Doeenten auferlegte
Bestätigung des Staates hingewiesen. Hieraus gehe denn hervor,
dass eine neue Emancipation der Hochschulen dringendes Bedürf-
nis sey, und höchstens könne man dem Staate einräumen, dass er
während der Uebergangsperiode, und bis sich die Privaten als fä-
hig zu Begründung von Universitäten erwiesen haben, zur Aus-
füllung von Lücken und zur Stachlung angestrengter Mitwerbung
vorläufig noch seine Anstalten erhalte.
Wir geben gerne und unumwunden zu, dass wir im Wesent-
lichen der geschichtlichen Darstellung und der Ansicht von der
unter den jetzigen Umständen der wissenschaftlichen Unabhängig-
keit der Hochschulen möglicherweise drohenden Gefahr bei-
stimmen. Allein wir glauben doch, dass in einigen Puncten eine
unrichtige Auffassung mit unterläuft, namentlich wenn die deut-
schen Verhältnisse ins Auge gefasst werden, was doch seyn kann
und sogar muss, da in keinem Lande das Princip der Universitä-
ten so ausgebildet und wirksam ist, und überhaupt die thatsäch-
liche Grundlage für einen allgemeinen Satz ebenfalls allgemein
richtig seyn muss; und w'r sind ausserdem sehr bedenklich über
das Mittel, welches als einzige Abhülfe angepriesen wird.
Was nämlich den von uns beanstandeten Theil der Darstel-
lung betrifft, so sollten wir vielleicht vor Allem darauf aufmerk-
sam machen, dass zwar die Wissenschaft, als solche, blos die ab-
solute Wahrheit zum Gegenstände hat, dass aber eine Universität
zunächst die Aufgabe hat, den gelehrten Unterricht in den ver-
schiedenen gelehrten Beschäftigungen zu ertheilen, w elcher die
bürgerliche Gesellschaft bedarf, eine Aufgabe, welche keineswegs
vollkommen mit der der Wissenschaft, als solcher, zusammenfällt.
Allein da wir zugeben können, dass eine Universität über dieses
practische Bedürfniss hinaus leisten kann und soll, und selbst in-
nerhalb desselben in der Methode lediglich wissenschaftlich seyn
muss: so wrollen wir weiter kein Gewicht auf diese Bemerkung
legen. Allein jeden Falles vermögen wir wirklich nicht zuzuge-
ben, dass wenigstens von den deutschen Regierungen mit Kraft
behauptet werden kann, dass sie selbst lehren. Mag es auch seyn,
dass in einzelnen ganz seltenen Fällen die eine oder die an-
dere bei einer einzelnen Wissenschaft gegen eine bestimmte Rieh-
 
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