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212 Schriften über das höhere Lfnterrichtswcsen etc.
tung zu wirken suchte: so wird doch jeder mit den Verhältnissen
Vertraute zugeben, dass in der unendlichen Mehrzahl der Fälle
nicht einmal von einem negativen Verhalten irgend eine Spur zu
bemerken ist. Schon die unläugbare Thatsache, dass auf einer
und derselben Anstalt oder auf verschiedenen demselben Staate an-
gehörigen Hochschulen die verschiedensten Systeme neben einander
gelehrt werden, beweist diess. Man wendet hier die angebliche
Begünstigung der Hegel’schen Philosophie in Preussen ein. Auch
angenommen, es sey von einflussreichen Männern diese Lehre eine
Zeit lang bei Gelegenheit bevorzugt worden, so wäre diess nicht
nur ein recht einzig dastehendes Beispiel, sondern es ist auch
zu bedenken, dass nicht sowohl Staatsmaxime, als persön-
liche Ueberzeugung von dem innern wissenschaftlichen Werthe
dieser Philosophie die-Gunst bewirkt haben kann, Nein, im All-
gemeinen kann nicht von den deutschen Universitäten behauptet
werden, dass der Staat die Art und Richtung der von ihnen ge-
lehrten Wissenschaft vorzeichne, dass er selbst durch sie lehre.
Auch wir geben zu, dass die Stellung der Universitäten zum Le-
ben eine andere geworden ist, als sie früher war, und dass na-
mentlich die Stellung der Professoren sich bedeutend verschlech-
tert hat seit einer Generation (wir haben diess an einem andern
Orte unlängst ausführlicher auseinandergesetzt); allein es rührt
diess nicht, oder nur zum geringsten Theile, von einem Misstrau-
en, einem Drucke, einem Eingreifen der Regierungen, sondern von
der Umgestaltung unseres öffentlichen Lebens und von der Ver-
änderung der Interessen der gebildeten Stände her. Die Regie-
rungen können hier zum Theile gar nicht helfen; und in sofern
sie können, mag es, unserer Ansicht nach, nur durch Erhöhung
der Theilnahme an den Universitäten, nicht durch Verminderung
oder gar Aufgebung derselben geschehen. Die so weit in den
Vordergrund gestellte Einwirkung der Staaten auf die Wissen-
schaft erscheint uns daher nur als eine Möglichkeit (und in so-
fern läugnen wir sie nicht), aber keineswegs als eine in furcht-
barem Maase eingetretene Thatsache. Wenigstens nicht in Deutsch-
land, dem Hauptvaterlande der Universitäten. —

( Schlufs folgt.)
 
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