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Droz: Histoire du regne de Louis XVI. 339
schritt zur Verkündung der Beschlüsse der Versammlung ohne
Vorbehalt. Das Einzige, was man zur Sicherstellung der Regie-
rung that, war die Berufung eines Regiments in diese Residenz-
stadt (473.).
Hier schliesst der zweite Band des Werkes, dessen Inhalt in
gedrängter Kürze dargestellt worden. Der Verf. fügt noch einige
allgemeine Betrachtungen bei. „Unglücklicher Weise,“ sagt er
(S. 476.), „waren die ächten politischen Einsichten sehr selten;
woher hätten die meisten Abgeordneten sie geschöpft? Büchern
hatten sie abgezogene Theorien entnommen, und ihr Eifer machte
sie geneigt zu glauben, dass die freisinnigsten Gesetze diejenigen
seyen, die die Freiheit am besten gewähren Hessen. Ruhe wäre
erforderlich gewesen, damit die Vernunft sich hätte Gehör ver-
schaffen können; Unruhe und Verwirrung gaben der Unwissenheit
die Oberhand. Die Schwäche wurde durch den Ungestüm einge-
schüchtert, die Unerfahrenheit glaubte nicht an die Gewalt, welche
die Unvernunft und das Laster sich anmassen können. Der Durst
nach Popularität endlich, noch verderblicher als die Habgier und
der Ehrgeiz, vollendete die Niederlage der Besonnenen. — Die
Irrthümer, Fehler und Verbrechen, welche dieser Epoche folgten,
waren nur leichtvorherzusehende Folgerungen derjenigen, welche
bereits waren begangen worden/4 — Obgleich der Verf. hiernach
sein Werk für geschlossen ansehen könnte, so stellt er doch dessen
Fortsetzung in Aussicht, wozu es ohne Zweifel der Aufmunterung
nicht ermangeln wird.
In Hinsicht des Charakters Ludwig’s XVI. ergibt sich aus
seiner Geschichte Folgendes: Ihn schmückten die Tugenden eines
würdigen Privatmannes; aber der Fürstengeist fehlte ihm. In den
Umständen, die Entschlossenheit und festen Muth forderten, war
er schwankend und unentschieden. So ging ihm der rechte Au-
genblick verloren, und da er zur Unzeit bald widerstand, bald
Nachgiebigkeit zeigte, so verfehlten beide die beabsichtigtigte
Wirkung, und des Throns Zutrauen und Ehrfurcht gingen unter.
Sollte Ref. in Hinsicht des trefflichen Werkes das Amt der
Kritik ausüben, so wüsste er im Wesentlichen nur dieses daran
auszustellen, dass ihm die Darstellung des amerikanischen Befrei-
ungskrieges, woran Frankreich Theil nahm, zu umständlich schei-
ne, wogegen es dem Zweck des Werkes förderlich gewesen wäre,
wenn der der Staatsumwälzung vorhergegangene Einfluss der
Schriftstellerei, besonders der französischen, auf die öffentliche
Meinung und die Wechselwirkung zwischen der Schriftstellerei
 
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