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144 Dr. Schulz: Die Evang. Kirchenzeituug u. das Symb. apostolic.
matische Unruhen in dem zweiten bis vierten Jahrhundert verur-
sachte. Sie rechtfertigt nur gegen Juden die Geburt Jesu uad
seine Messianität als eines gebornen und nicht erst durch Me-
tanoia gewordenen G o t tt e s s o h n s. Gegen frühe Doketen wird
die Körperlichkeit Jesu, gegen frühe Gnostiker die Idealität des
vorchristlichen und des urchristlichen Gottes behauptet. Kein Satz
geht allein gegen Häresen, die nach dem ersten Jahrhundert und
in andern als den Gegenden von Palästina entstanden sind.
Selbst Rufinus (er starb 410), der Erste, welcher nach 400
Jahren wissen will, dass die Apostel, ehe sie in die Welt aus-
gingen, alle diese 12 Sätze seiner Zeit einst mit einemmal in hoher
Begeisterung ausgerufen und dadurch die Uniformität der ganzen
Lehrverkündigung vorschriftsmässig gesichert hätten, gibt doch
die drei Hauptsätze in ihrer ohne Zweifel ursprünglich;einen Sim-
plicität.
Zu Aquileja, woher er seine Kirchentradition nahm, sprach
man danach nur vom allmächtigen Vater als Gott: Credo
in Deum, Patrern Omnipotentem, und Rufin berichtet zu-
gleich, dass orientales ecclesiae fere omnes noch bestimmter tra-
dirten: Credo in unum Deum, Patrem Omnipotentem, und dass
sie bei dem zweiten Hauptsatz nicht etwa (so wie das, gleichfalls
unächte, Athanasianische Symbolum) das Deum wiederholten.
Ihr zweites Credo war alsdann „in unum Do in in tim nostrura
Jesum, Christum, unicum fllium ejus “ Wie sehr stimmt dies al-
les mit Ephes. 4, 5. 6. überein, wo Unus Dominus (nämlich: der
Messias als König des geistigen Reichs Gottes — Joh. 13, 13.)
und der Unus Deus et Pater omnium! so bedeutsam unterschieden sind.
Wie sehr stimmt es auch mit Jesu eigenem Symbolum: Haec est
autem vita aeterna, ut cognoscant Te (Pater! V. 51.) solum
Deum verum: et, quem misisti Jesum, — Christum (das ist:
regem divini regni in terris. 1. Corinth. 15, 24—28.). Eben
dieser hress also im uralten Hauptsatz filius ejus, nämlich unius
Dei, Pafris omnipotentis, der als Weltschöpfer nur das Eine, nicht
in Personen getheilte Gotteswesen war.
Koch einfacher ist der dritte, auch ohne Zweifel uralte Haupt-
satz: Et (credo) in Spiritum Sanctum. Allerdings war demnach
von jeher eine Trinität geglaubt und beachtet, wie in der Tauf-
formel bei Matth. 28, 19. Aber gebunden war noch Niemand
an eine „Auslegung“ der Trinität, als Personen Nur drei Be-
nennungen, ovofxara (— nomina appellaüva) gab die Taufformel
und überhaupt die früheste, ohne Zweifel doch dem Urzweck und
dem Ursinn nächste Zeit. Man gab, wie in allen Einweihungen
der alten Welt, dergleichen Hauptworte, an die der Gottan-
dächtige alles, was er in dieser Religionslehre als wahr zu erach-
ten vermochte, anreihen mochte. Aber die Auslegung war nicht
eine gebotene.

(Fortsetzung folgt.)
 
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