DOI Heft:
No. 13
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.41334#0201
iV°- 13. HEIDELBERGER 1841-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Dr. David Schuh: Die evangelische Kirchenzeitung und
das Symbolum aposlolicum.
CBeschlussJ
Nicht ein auswendig zu lernendes Formular, sondern die
dort g ewohnte mündliche Praedicatio, besonders die für
den Katechumenen-Unterricht gangbare Auslegung, war ihnen
die den Gnostikern und Andern zu opponirende re-
gul a fidei et veritatis. Was hätte auch gegen diese es ge-
holfen, Wenn man das, was Rutin als Apostelsymbol wörtlich zu
behaupten anfing, gegen die Gnostiker als ächt apostolische Reli-
quie hätte kritisch erweisen können? Auf die traditionelle
Auslegung kam es an. Den Worten nach hätte auch Valenti-
nus das Apostelsymbol aufnehmen, doch aber nach seinen Specu-
lationen umdeuten können, wie jetzt die speculativen Mystiker und
Antimystiker aller Art wenigstens durch dieses Symbolum in ihren
transcendenten Auslegungen von der Trinität sich stören zu lassen
nicht genöthigt sind.
Nicht unveranlasst ist nach dieser tiefer gefassten Beschaf-
fenheit der Sache dennoch die Frage: ob etwa nur deswegen von
einigen zum Gebieten geneigteren Oberhirten auf feierliche An-
nahme der durch den Namen apostolisch empfohlenen Formel ge-
drungen werde, damit man wenigstens von dieser Seite her wie-
der an Verpflichtung für ein Symbolum gewöhnt
würde? Wissen denn aber im Licht der Zeit nicht auch die,
welche die Gemeinden wieder zu Laien oder gar zu Schaafen zu
machen bequemer fänden, recht wohl, dass unsere wahrhaft prote-
stantischen Reformatoren, und sogar die wegen der Union in scho-
nender Stille beseitigte, anmasslichere Concordienformel uns die
ausdrücklichsten Erklärungen darüber hinterliessen, dass ihre über-
legtesten Glaubenserklärungen doch nur Bekenntnisse ihrer
damals möglichen besten Ueberzeugungen seyen, keineswegs
aber für die Nachwelt präjudicirliche Lehrmeinungsentscheidungen
werden sollten? Und weisst nicht eben deswegen das allgemeine
Jahre- XXXIV 2 Doppelheft. J3
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Dr. David Schuh: Die evangelische Kirchenzeitung und
das Symbolum aposlolicum.
CBeschlussJ
Nicht ein auswendig zu lernendes Formular, sondern die
dort g ewohnte mündliche Praedicatio, besonders die für
den Katechumenen-Unterricht gangbare Auslegung, war ihnen
die den Gnostikern und Andern zu opponirende re-
gul a fidei et veritatis. Was hätte auch gegen diese es ge-
holfen, Wenn man das, was Rutin als Apostelsymbol wörtlich zu
behaupten anfing, gegen die Gnostiker als ächt apostolische Reli-
quie hätte kritisch erweisen können? Auf die traditionelle
Auslegung kam es an. Den Worten nach hätte auch Valenti-
nus das Apostelsymbol aufnehmen, doch aber nach seinen Specu-
lationen umdeuten können, wie jetzt die speculativen Mystiker und
Antimystiker aller Art wenigstens durch dieses Symbolum in ihren
transcendenten Auslegungen von der Trinität sich stören zu lassen
nicht genöthigt sind.
Nicht unveranlasst ist nach dieser tiefer gefassten Beschaf-
fenheit der Sache dennoch die Frage: ob etwa nur deswegen von
einigen zum Gebieten geneigteren Oberhirten auf feierliche An-
nahme der durch den Namen apostolisch empfohlenen Formel ge-
drungen werde, damit man wenigstens von dieser Seite her wie-
der an Verpflichtung für ein Symbolum gewöhnt
würde? Wissen denn aber im Licht der Zeit nicht auch die,
welche die Gemeinden wieder zu Laien oder gar zu Schaafen zu
machen bequemer fänden, recht wohl, dass unsere wahrhaft prote-
stantischen Reformatoren, und sogar die wegen der Union in scho-
nender Stille beseitigte, anmasslichere Concordienformel uns die
ausdrücklichsten Erklärungen darüber hinterliessen, dass ihre über-
legtesten Glaubenserklärungen doch nur Bekenntnisse ihrer
damals möglichen besten Ueberzeugungen seyen, keineswegs
aber für die Nachwelt präjudicirliche Lehrmeinungsentscheidungen
werden sollten? Und weisst nicht eben deswegen das allgemeine
Jahre- XXXIV 2 Doppelheft. J3