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N*. 11.

HEIDELBERGER

1841

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Das Leben Jesu, von Dr. Strauss. 2 Bde. 8. Tübingen, 18 35 —
1S36.
Fortbildung des Christenthums zur Weltreligion, von Herrn v. Am-
mon. 3 Bde. 8. Dresden, 1835—1836.
Nebst einigen Bemerkungen über die Versuche, philosophische Sy-
steme mit dem Christenthume zu verbinden, und über den Pietismus.
Weltbegebenheiten erscheinen zuweilen als schleuniger Wech-
sel, allein langsam vorbereitetes Wirken unbemerkter Ursachen
hatte sie zur Reife gebracht. Sie schweben ruhend über uns,
irgend eine Zufälligkeit gibt den Anstoss und die reissende Be-
wegung zeigt sich als plötzlicher Ausbruch, gleich der tluthenden
Ueberschwemmung, wenn die alternden Dämme zu weichen be-
ginnen.
Der Gedanke ist die wahre Triebfeder; die von ihm ange-
regte Empfindung steigert sich zur Leidenschaft, zu diesen gesellt
sich das tausendfach sich kreuzende Interesse aller menschlichen
Verhältnisse. Wenn der Drang der Umstände dieses wogende
Treiben entgegengesetzter Kräfte zu einer überwiegenden Rich-
tung bringt, so werden einzelne oder wenige Menschen als an-
scheinende Urheber grosser Veränderungen hervorgerufen, ob sie
gleich mehrentheils nur Werkzeuge der herrschend gewordenen
Meinungen ihrer Zeit sind, von welchen sie selbst fortgerissen
werden, und die ihrer bedürfen, um sich in That zu verwandeln.
Die Reformation, diese grosse Weltbegebenheit der neuern
Geschichte, ist ein treffendes Beispiel. In den ersten Zeiten des
Christenthums zeigten sich schon Sekten aus Verschiedenheit der
Meinung, unter den damals noch unter dem Drucke lebenden Chri-
sten. Mehrere sind von selbst erloschen. Die Kirche entstand, sie
ward bald mächtiger und gebrauchte die weltliche Macht zu ihrer Aus-
rottung. Neue Sekten bildeten sich, allein in einem andern Geiste.
Im 7. Jahrhundert findet man die Paulicianer in Armenien, so
genannt nach einem gewissen Paul, einem sonst unbekannten
Priester. Späterhin vom Kaiser Nicephorus I. begünstigt, gewan-
nen sie Ansehen, ihre Lehren verbreiteten sich in Bulgarien. Von
5X.XJV. Jahrgv ?. Doppelheft. 11
 
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