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N° 20. HEIDELBERGER 1841.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen.
(Beschluss.)
Es folgt dann die Lehre vom Conjunctiv; I, in den grammatischen
Hauptsätzen, und zwar A. vom präsenten Conjunctiv in der deutschen,
der griechischen, der lateinischen und der französischen Sprache; dann
B. von den Hauptsätzen im semoten Conjunctiv; II. vom Conjunctiv in
den Substantivsätzen, mit denselben Unterabtheilungen; III. vom Con-
junctiv in andern Nebensätzen, besonders in den adverbialen Substantiv-
sätzen des Zweckes, der Erinnerung, der bedingten Abhängigkeit von
Umständen, des Grundes, der Zeit, und hieraus werden dann in mehrern
Paragraphen die Resultate der vorhergehenden Untersuchung gezogen.
Dann geht die Untersuchung über auf die Tempora absoluta und re-
lativa und deren Unterscheidung. Diese Ausdrücke aber werden nicht
nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch genommen. Der Verf. nennt
nemlich die beiden Grundformen (im Hebr. Fut. und Praet., ira Deut.
Präs, und Imperf.) Tempora absoluta^ diejenigen aber, welche als zu-
sammengesetzt und verschmolzen erscheinen, und bei denen die hinzuge-
kommenen Elemente gewisse Beziehungen (Relationen) zu jenen Begriffen
der Grundformen ausdrüeken, z B. ein Vergangenes in Beziehung auf
ein Präsentes, ein Vergangenes in Beziehung auf ein Seinotes, also die
spätem und abgeleiteten Tempusformen Tempora relativa (ein eigener
Paragraph [42] gibt die Gründe gegen die Dreitheiligkeit der Zeitformen).
Die Tempora absoluta haben in den Sprachen, die nur zwei Tempusfor-
men haben, wie die Semitischen und das Gothische (wo im Indicativ die
präsente Form für alle Schattirungen der Gegenwart und der reinen Zu-
kunft steht: die semote Form für alle Verzweigungen der Vergangen-
heit, die Vorvergangenheit mit eingeschlossen) etwas Unbestimmtes, und
sind deswegen Aoriste in weiterer Bedeutung. Alle Sprachen aber, auch
die formenreichsten, haben nur ein Praesens absolutum und ein Semo-
tum absolutum. Bei den Tempp. rell. unterscheidet man 1) unmittelbare
flexivische Ableitungen (das griechische Imperf. und Perf.); 2) Ver-
schmelzungen (das griech. Fut. Ae'^cu — Xsy —(*)<rtu); 3) Zusammen-
setzungen (ich habe geliebt; ornatus sum); 4) Umschreibungen (i am
■writing). Die Tempp. abss unterscheiden sich demnach von den relatt.
a) durch die Kürze und Ursprünglichkeit der Form; b) durch grössere
Unbestimmtheit der Zeitbestimmung; c) durch die ihnen oft zugesellte
hervorhebende Aneinanderreihung des Wichtigem in der Beschreibung
und Erzählung; und d) dass manche Sprachen ganz auf sie beschränkt
sind. Praes. abs. ist also: ich liebe, (piXiw, lego, je parle, acrao-
XXXIV. Jahrg. 2. Doppelheft. 20
 
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