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l)en hat; die eine Form bezeichnet im Indicativ immer ein Gegenwärti-
ges oder ein Zukünftiges, die andere im Indicativ immer ein Vergan-
genes, INichtverflossenes und Verflossenes Spricht die Form der Gegen-
wart von etwas Vergangenem (das Präsens histor.), so ist das eine rheto-
rische Figur. Ein solches Präsens hist, ist auch im Hebrääsehen das
sogenannte Futurum mit dem Vau conversivum. Die meisten Sprachen
haben für jedes der genannten 2 Tempp. zweierlei Formen (Modos), die
sich nnr durch eine Lautveränderung unterscheiden: z. B. bringt, bringe;
brachte^ brächte, So steht im Griechischen der Conjunctiv den soge-
nannten Haupt-Tempp. des Indicativs, der Optativ den sogenannten Ne-
ben-Tempp. des Indicativs gegenüber. Uebrigcns lautet nicht nur im
Hebräischen der Conjunctiv dem Indicativ gleich, sondern auch oft im
Deutschen: ich wollte, ich machte u. v. a. müssen für Beides die-
nen. Der Unterschied ist folgender: der Conjunctiv drückt die Vor-
stellung als blos solche ans: der Indicativ als in der Erschei-
nung verwirklicht. Aus dem Mangel besonderer Formen für beide
darf man nicht auf den Mangel des wirklichen Denkens dieser Verschie-
denheit in irgend einer Sprache (z. B. der hebräischen) schliessen. (Alle
diese Sätze werden nun immer mit Beispielen aus den auf dem Titel ge-
nannten Sprachen belegt). Es steht demnach für das Tempus der Grund-
satz der Dichotomie fest. Die eine Form ist (im Hehr, das Fnturum)
die Bezeichnung der Gegenwart, der Zukunft, als einer an die Gegenwart
geknüpften, von ihr aus beginnenden Tliätigkeit, und selbst das Perfec-
tum wird (im Deutschen und in den romanischen Sprachen, schon der
Form nach) als hierher gehörend nachgewiesen, indem der Begriff der
Vergangenheit nur an dem Attribute klebt, während der Act der Ver-
knüpfung, desUrtheils, ein gegenwärtiger ist, also ein Vergangenes
attributiv auf die Gegenwart der Rede bezogen wird. Das sind nun in
den Sprachen , die formenreicher sind, die sogenannten Haupttempora.
Die zweite Form (im Hebr. das sogenannte Präteritum), oder die an-
dere Classe der Tempusfonnen (in den forraenreichern Sprachen) be-
zeichnet im Indicativ immer etwas Vergangenes. Weil nun diese Tem-
pora die Anschauung von der Beziehung zur Gegenwart entfernen (semo-
vent), so nennt der Verf. diese Bedeutung der Scheidung aus der Gegen-
wart eine Semotio, und diese Tempora Semota, oder semoven-
tia; Fritsch hat die praesentia zusämmenstellende Zeiten, die semoven*
tia oder semota aber die abschliessenden Zeitformen genannt. Der Ein-
fluss dieser Lehre wird nun vielseitig an Sätzen und Perioden nachge-
wiesen, so wie umgekehrt das unterscheidende Wesen der Tempp. praes.
und semoventia ein besonderes Licht durch ihre Bedeutung in den condi-
tionalen Perioden und dann ihren Ellipsen erhält.

(Der Beschlutr fotyf)
 
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