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\*. 25. HEIDELBERGER JJ 1841-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Wüilz: Leben und Lehre des JJlfila.
(jBeschluss.)
In diesem Aufsatze sind einige merkwürdige Nachrichten über
Ulfila enthalten, bei denen wir nur zu beklagen haben, dass sie
nicht umfassender sind und in einer so verstümmelten Gestalt uns
zugekommen. Sie bilden die Grundlage der nun folgenden Un-
tersuchung, in welcher die anderwärts uns über Ulfila zugekom-
menen, freilich meist spärlichen Nachrichten herzugezogen, kri-
tisch beleuchtet und so zu einem Ganzen verarbeitet sind, aus dem
wir hier nur einzelne Momente ausheben wollen, welche die Wich-
tigkeit der zu einem sichern Abschluss gebrachten Untersuchung
andeuten und überhaupt darauf aufmerksam machen sollen.
Wir erfahren nun, dass Ulfila (denn so schreibt die Hand-
schrift stets), dessen Geburt der Yerf. richtig auf 318. setzt, da
sein Todesjahr auf 388 fällt (er starb nemlich als siebenzigjäh-
riger Greis), bis an sein dreissigstes Jahr Lector gewesen und
dann zum Bischof geweiht ward, was demnach 348 unter Con-
stantius, wo die arianische Lehre vorherrschend war, geschah.
Sieben Jahre lang wirkte Ulfila segensreich in seinem Episcopat,
als eine von dem Gothenfürsten, der hier judex heisst, gegen die
Christen erhobene Verfolgung, nachdem deren schon Viele den
Märtyrertod erlitten, ihn sammt einem zahlreichen Gefolge von
Bekennern des Christenthums zur Auswanderung nöthigte; sie
zogen sich über die Donau, wo sie vom Kaiser Constantius auf-
genomraen, in den Gebirgen des Hämus sich niederliessen. Hier
verkündigte ihnen Ulfila noch drei und dreissig Jahre lang das
Evangelium; nach vierzigjährigem Dienst des Herrn starb er, er-
krankt zu Constantinopel, wohin er durch kaiserlichen Befehl be-
rufen war. Wir sehen daraus, dass die ursprüngliche Heimath
des Ulfila in den jenseits der Donau gelegenen dacischen Provin-
zen zu suchen ist, und dass es wahrscheinlich der am weitesten
gegen Südost vorgerückte Stamm der Thervingen in Verbindung
mit den Thaifalen war, unter welchem Ulfila lebte und lehrte; wir
Jahrg, XXXIV. 3. Doppelheft. 25
 
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