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Waitz: Leben und Lehre de» Ullila.

sehen weiter daraus, dass diese Verfolgung der gothischen Chri-
sten und die dadurch bewirkte Auswanderung des Ulfila, in das
Jahr 355 fällt, mithin von einer späteren Verfolgung der go-
thischen Christen unter Athanarich um 370, von welcher Hie-
ronymus und Andere reden, wohl zu unterscheiden ist, da in
Folge dessen ebenfalls manche Christen in das römische Gebiet
wanderten, so wie dies auch 375 von Fridigern mit seinem Volke
geschah: mithin, wie der Verf., der diese schwierige und ver-
wickelte Frage sehr befriedigend und ohne gewaltsame Deutung
der auf uns gekommenen, scheinbar widersprechenden Nachrichten
gelöset hat, Seite 45. nachgewiesen, eine dreifache Wanderung
christlicher Gothen und Aufnahme derselben in das römische Reich
anzunehmen ist. Wir werden wohl annehmen dürfen, dass die
späteren gothischen Einwanderer sich dahin wendeten, wo schon
Andere ihres Stammes sich früher angesiedelt, und dass Ulfila’s
christlicher Eifer uud die Liebe für sein Volk an ihrer Aufnahme
gewiss grossen Antheii hatte, lieber die wahrscheinliche Veran-
lassung der Berufung Uifila’s durch den Kaiser nach Constanti-
nopel im Jahre 388, hat sich der Verf., da die kirchlichen Schrift-
steller von keiner Synode dieses Jahres berichten, näher S. 481F.
erklärt; sie Ing in den Streitigkeiten der Arrianer und Katholiken,
und bezeichnet die letzten Kämpfe der arrianischen Lehre im
Orient, wo sie um diese Zeit verschwindet. Ulfila, der im arria-
uischen Glauben zum Bischof geweihet worden, war zur Vertei-
digung dieses Glaubens nach Constantiaopel gekommen und, wie
das seinem Testament beigefügte, in diesen Bruchstücken aufbe-
wahrte Glaubensbekeantniss zeigt, diesem Glauben bis an sein
Lebensende treu geblieben. Ueber die schriftstellerische Thätig-
keit des Mannes, die mit seinem Beruf so innig verbunden wrar,
erfahren wir durch diese Bruchstücke nur Weniges; der ihm zu-
geschriebenen Erfindung der gothischen Schrift wird gar nicht
gedacht; aber der Verf., der auch diese Frage Seite 50ff. nä-
her untersucht hat, beantwortet sie dabin, dass allerdings schon
vor Ulfila die Gothen der Schrift sich bedient, aber wenig, und in
den heiligen Zügen der Runen, dass aber Ulfila den Gothen das
Alphabet gebracht, dessen sie sich später bedienten, und, da er
dieses Aphabet ihrer Sprache angepasst, es vermehrt und in Ge-
brauch gesetzt, demnach mit allem Recht und mit Angabe der
Quellen, für den Erfinder dieser gothischen Schrift gelten könne.
Von der so berühmten Bibelübersetzung Uifila’s ist in diesem
Bruchstück nicht näher und bestimmter die Rede, indem nur im
 
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