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NF0. 10.

HEIDELBERGER

1841.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Ur. /Schulz: Die Evangelische Kirchenzeitung und das
Symbolum aposlolicum.
CFortsetzung.)
Wer nur durch irgend eine nicht willkürliche, sondern ge-
wissenhaft glaubliche Auslegung jener drei charakteristischen
Worte sich von der Vielgötterei und von der Judenschaft, welche
auf einen durch Gewalt zum Nationalcultus nach Jerusalem trei-
benden Messias hoffte, sich unterschied und dagegen nach dem
Endzweck Jesu, nach einer durch gotteswürdige Geistesrecht-
schaffenheit aus geistig wahrer Ueberzeugung werdenden Got-
tesregierung trachtete, war im urchristlichen Sinn ein Christ,
ein Messianer, der ihm vertraute.
Erst als alexandrinisch-theosophirende Bewunderer Jesu die
Erhabenheit seines religiösen Geistes nur dadurch sich erklären zu
können glaubten , dass sie den in diesem Menschenleib erschiene-
nen Geist mit dem nach ihrer Theosophie aus dem Gotteswesen
weltschöpferisch hervorgegangenen Logos, als einem Gott zweiter
Ordnung, identiflcirten, war der Speculation eine transcendente
Bahn zu geheimnissreichern Auslegungen eröffnet. Und erst
seit die Bischöffe, denen man um des Zusammenhaltens der aus-
ser n Kirche willen viele Gewalt zuliess, sich anfangs eine Sub-
ordination, endlich aber eine Wesenseinheit und eine Gleichheit
der Personen als Auslegung der Taufformel fixirt hatten, mussten
die in dem apostol. Symbolum und in der Schrift als möglich zuge-
lassene verschiedene Auslegungen so verstummen, als ob ohne
die Eine Nicänische oder Athanasiusische Combination die Kirche
Christi nicht bestehen könnte.
Das Zurückkehren zu einem Symbol, das noch keine Ausle-
gung fixirt, würde demnach allerdings zu einem Friedenssignal
gemacht werden können.
Die speciellere Union zwischen Reformirten und Luthe-
ranern war nur dadurch möglich geworden, dass alle zu den
Worten Christi: Dies ist mein Leib, mein Blut etc. sich bekann-
ten, jedem aber, nach seiner Kenntniss, Redlichkeit und Fassungs-
kraft, die (niemals willkürliche, aber) gewissenhaft freie Ausle-
gung der Weise, wie das, was Jesus darreichte, ihm selbst
und den Empfängern sein Leib und Blut seyn könne, ächtpro-
testantisch überlassen wurde. Eben so wäre in der Lehre von der
Trinität und den heiligenden Wirkungen aller Zwiespalt zu ver-
XXXIV. .Tahrff i Doppelheft. 10
 
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