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Strauss: Leben Jesu, u. Ammon: Fortbildung des Christenthum*. 18*»
die ihm benannte Strasse und Haus zu gehen, und einen gewissen
Paulus aus Tarsus aufzusuchen. Ananias geht, heilt, bekehrt und
tauft ihn. Paulus ergreift das Christenthum eben so eifrig, als
er es bis dahin wüthend verfolgt hatte. Der christliche Sinn mil-
dert seine Heftigkeit zu beharrlichem Muthe, mit welchem er die
neue Lehre standhaft verbreitete.
Diese wunderthätige Fügung konnte er keineswegs irgend
einem Verdienste und noch weniger der Zeit zuschreiben, während
welcher er ein Feind des Christeuthums war. Daher sagt er
Gal. 1, 15: Da es aber Gott gefiel, der mich von meiner Mutter
Leibe ausgesondert und berufen hat durch seine Gnade, dass er
seinen Sohn offenbarte in mir, dass ich ihn durchs Evangelium
offenbaren sollte unter den Heiden.
Es war ihm also eine blosse Gnade Gottes widerfahren,
vorher bestimmt vor seiner Geburt, ehe er die Schuld der Feind-
schaft gegen das Christentbura auf sich geladen hatte. Diese Be-
griffe von Gnade und Prädestination wendet er in seiner erörtern-
den Vergleichung der Vortheile des jüdischen Gesetzes und der
christlichen Lehre, welche den mittleren Theil Cap. 3. zu 11. der
Epistel an die Römer einnimmt, auf das Judenthum und Christen-
thum überhaupt an, und sucht auf diese Weise die Verheissungen
des alten Testaments an die Juden mit letzterem in Uebereinstim-
mung zu bringen.
Um sich von dem zum Theile in den Worten liegenden Wi-
derspruche der übrigen Epistel mit diesem Theile derselben nicht
irre machen zu lassen, muss man Acht haben, dass in demselben
die Werke immer £,>)"* und nie n^d^ei; heissen, und die vie-
len Gebräuche des jüdischen Gesetzes und ihre Befolgung be-
deuten. Dieses beobachtet Paulus so genau, dass er 8, 13., wo
von Handlungen, die aus sinnlichen Begierden entstehen, die
Rede ist, nicht epy»., sondern <rt(jdB,inq awuaxoq Handlun-
gen des Körpers sagt, welches Luther Geschäfte des Fleisches
übersetzt.
In dem 8. Capitel macht Paulus die grossen Vorzüge des
Christenthums geltend, das 8, 2. als Gesetz des Geistes des Le-
bens (christliche Lehre der Unsterblichkeit) ihn befreit hat von
dem Gesetze (jüdische Lehre) der Sünde und des Todes, und 8,
14., in welchem wir durch den Geist Gottes, wenn wir uns von
ihm leiten lassen, Söhne Gottes, und 8, 17. Mit-Erben Chri-
sti werden. In diesem Capitel kömmt auch das Wort nvev(i.a
Geist, am öftersten vor (lt> Mal, in der übrigen Epistel 7
 
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