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Straus«: Leben Jesu, u. Ammon: Fortbildung d. Christenthums. 185
Pauli Hauptgedanke ist, dass alle Menschen vor Gott sünd-
haft sind, Gott aber in seinem Willen auf keine Weise gebunden
werden kann. Die jüdischen Begriffe von Gottes Zorne und Rache
schärfen dieses noch mehr; dennoch empfiehlt und befiehlt er auch
in diesem Tbeile seiner Epistel sehr eindringlich, der Sünde ab-
zusterben, nicht nach dem Fleische (den sinnlichen Begierden) zu
leben und durch die Befreiung von der Sünde sich zu heiligen
und das ewige Leben zu erwerben.
Es würde von keinem Nutzen seyn, diese ziemlich lange
Aufstellung genauer durchzugehen, um so vielmehr, da es nicht
zweckmässig geschehen könnte, ohne den griechischen Text zur
Hand zu nehmen, wie überhaupt das Beurtheilen einzelner Stellen
anders als im Urtexte mehrentheils nur unvollkommen geschehen
kann.
Ueberall aber ergibt es sich, dass die Stellen, welche die
Sectirer gebrauchen, um die Unzulänglichkeit der guten Werke
zu erweisen, sich auf das jüdische Gesetz beziehn.
Die fortschreitende Ausbildung der Lehre Pauli lässt sich aus
der Vergleichung der Apostelgeschichte mit seinen Episteln in
ihrer eigentlichen Zeitordnung sehr wohl beurtheilen. Die Ebräer
sind eine Art von Abhandlung, besonders an die jüdischen Chri-
sten gerichtet, ehe Paulus Italien nach seiner Freisprechung vom
Kaiser Nero verliess, Die Römer sind ein förmlicher Hirtenbrief
an jüdische und nichtjüdische Christen zu Rom, und ob sie gleich
nach der Ordnung der Schriften des neuen Testaments zuerst ste-
hen, sind sie seine letzte Epistel 15, 23, viele Jahre nachher ge-
schrieben, wahrscheinlich aus Korinth. Sie muss daher als voll-
ständige Lehre vorzüglich berücksichtigt werden.
Vergleicht man dieses mit den Evangelien, so findet man,
dass in den drei ersten das Wort epyov, Werk, sehr sel-
ten vorkömmt; einmal Matth. 11, 2. als Benennung der Wun-
de rthaten Christi, und Matth. 26, 10.; Marc. 14, 6. als That eines
Weibes, das auf das Haupt Christi eine kostbare Salbe giesst.
Im St. Joh. 3, 19—20.; 8, 39—41. steht es viermal in dem all-
gemeinen Sinne von menschlichen Handlungen, öfter jedoch als
Wunderthaten, und 17, 4. als das ganze Werk der Sendung Chri-
sti , nirgends in Beziehung auf die Gebräuche des jüdischen
Gesetzes. Von den Handlungen werden äya^a gute und
cpavla böse als Substantive 5, 29. gebraupht. — Und werden
hervorgehen (aus den Gräbern) die da Gutes gethan haben,
zur Auferstehung des Lebens, die aber Uebels gethan haben?
 
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