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Poujoulat: Toscane et Rome.
kühn, sie zeugt von Brunellesco’s gewaltigem Geist, aber der Ein-
druck auf das Gemüth befriedigt weit weniger, als das Innere des
altern Doms von Pisa. Auch ist der Dom zu Florenz weit ärmer
an Kunstwerken. Vor der Erbauung dieses Tempels diente die
vor ihm stehende Taufkapelle, Johann dem Täufer gewidmet, als
Dom. Viele alte Kunstwerke sind darin gehäuft. Aber die Haupt-
zierde sind die drei ehernen Pforten, die eine von Andr. von Pisa,
die andern zwei von Laurenz Ghiberti. — Der zwölfte Brief ent-
hält unter Anderem manches Interessante über die Justizverwal-
tung, die Spitäler und Brüderschaften. Erst im Jahr 1838 wurden
die Gerichtshöfe im ganzen Grossherzogthum gleichförmig orga-
nisirt. Von den Gerichten erster Instanz geht die Berufung an
den königl. Gerichtshof; von diesem kann nur auf Cassation au-
getragen werden an die Consulta Reale, die sich dann zum Cas-
sationshof bildet. Der Verf. glaubt zwar, dass die neue Einrich-
tung vielen Mängeln abhelfen werde, äussert aber doch, man
wünsche die französischen Gerichtsformen zurück, was ich doch
bezweifle, obgleich die Gesetzbücher noch sehr der Verbesserung
bedürfen. Die unsaubern Gefängnisse für Schuldner (Stinche-
vecchie) sind verschwunden. Die Strafe der Verbannung in die
ungesunden Mareunen wurde 1837 aufgehoben Das einzige Ge-
fängniss in Florenz ist jetzt der Barghetto, und die Behandlung
soll hier gelind und menschlich seyn. Die Todesstrafe findet sel-
ten Anwendung. •— Die grossen Spitäler von Johann von Gott
und von Maria nuova sollen sehr gut besorgt seyn. Eine der
grössten Anstalten ist das Spital delli Innocenti, ein Waisenhaus,
wo ein paar tausend Waisen jährlich aufgenommen werden. Sind
die kleinen Kinder gesund, so übergibt man sie sogleich Land-
leuten zur Verpflegung bis ins vierte, fünfte Jahr. Sind sie krank,
so wird vorher alle Sorge für ihre Heilung verwendet. Später
bleiben die Knaben bis ins zehnte Jahr, die Mädchen bis ins acht-
zehnte in der Anstalt. Dann erhalten sie eine Ausstattung ^ blei-
ben aber, die Knaben bis ins achtzehnte, die Töchter bis ins fünf
und dreissigste Jahr unter einer Aufsicht der Anstalt. Auch alte
verlassene Frauen finden hier Versorgung, und für unverehelichte
Personen ist eine besondere Geburtsanstalt eingerichtet. — Unter
den Brüderschaften zeichnet sich die della Misericordia aus. Sie
besteht schon seit 1244. Alle Arten von Hülfsbedürftigkeit ge-
hören in den Kreis ihrer Fürsorge. Einem Ausschuss von 72
Mitgliedern ist die Verwaltung und Verwendung des Vermögens
anvertraut. Vierzig müssen alle Woche die Hülfsdienste verrieb-
Poujoulat: Toscane et Rome.
kühn, sie zeugt von Brunellesco’s gewaltigem Geist, aber der Ein-
druck auf das Gemüth befriedigt weit weniger, als das Innere des
altern Doms von Pisa. Auch ist der Dom zu Florenz weit ärmer
an Kunstwerken. Vor der Erbauung dieses Tempels diente die
vor ihm stehende Taufkapelle, Johann dem Täufer gewidmet, als
Dom. Viele alte Kunstwerke sind darin gehäuft. Aber die Haupt-
zierde sind die drei ehernen Pforten, die eine von Andr. von Pisa,
die andern zwei von Laurenz Ghiberti. — Der zwölfte Brief ent-
hält unter Anderem manches Interessante über die Justizverwal-
tung, die Spitäler und Brüderschaften. Erst im Jahr 1838 wurden
die Gerichtshöfe im ganzen Grossherzogthum gleichförmig orga-
nisirt. Von den Gerichten erster Instanz geht die Berufung an
den königl. Gerichtshof; von diesem kann nur auf Cassation au-
getragen werden an die Consulta Reale, die sich dann zum Cas-
sationshof bildet. Der Verf. glaubt zwar, dass die neue Einrich-
tung vielen Mängeln abhelfen werde, äussert aber doch, man
wünsche die französischen Gerichtsformen zurück, was ich doch
bezweifle, obgleich die Gesetzbücher noch sehr der Verbesserung
bedürfen. Die unsaubern Gefängnisse für Schuldner (Stinche-
vecchie) sind verschwunden. Die Strafe der Verbannung in die
ungesunden Mareunen wurde 1837 aufgehoben Das einzige Ge-
fängniss in Florenz ist jetzt der Barghetto, und die Behandlung
soll hier gelind und menschlich seyn. Die Todesstrafe findet sel-
ten Anwendung. •— Die grossen Spitäler von Johann von Gott
und von Maria nuova sollen sehr gut besorgt seyn. Eine der
grössten Anstalten ist das Spital delli Innocenti, ein Waisenhaus,
wo ein paar tausend Waisen jährlich aufgenommen werden. Sind
die kleinen Kinder gesund, so übergibt man sie sogleich Land-
leuten zur Verpflegung bis ins vierte, fünfte Jahr. Sind sie krank,
so wird vorher alle Sorge für ihre Heilung verwendet. Später
bleiben die Knaben bis ins zehnte Jahr, die Mädchen bis ins acht-
zehnte in der Anstalt. Dann erhalten sie eine Ausstattung ^ blei-
ben aber, die Knaben bis ins achtzehnte, die Töchter bis ins fünf
und dreissigste Jahr unter einer Aufsicht der Anstalt. Auch alte
verlassene Frauen finden hier Versorgung, und für unverehelichte
Personen ist eine besondere Geburtsanstalt eingerichtet. — Unter
den Brüderschaften zeichnet sich die della Misericordia aus. Sie
besteht schon seit 1244. Alle Arten von Hülfsbedürftigkeit ge-
hören in den Kreis ihrer Fürsorge. Einem Ausschuss von 72
Mitgliedern ist die Verwaltung und Verwendung des Vermögens
anvertraut. Vierzig müssen alle Woche die Hülfsdienste verrieb-