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Herr Verf. S. 22 bemerkt, die Philosophie immer in der engsten Verbin-
dung mit dein Leben. Das Reich der blossen Phrase war noch nicht so
ausgedehnt als jetzt, und die Vermittler zwischen den Weisen und dem
Volke waren eben diese Sp rüche. Auch die hebräische Literatur ist reich
an Sprüchen aller Art, und diese Sprüche waren schon sehr lange bei
dem Volke in Gebrauch (mehrere derselben finden sich schon im N. T.,
wie Evangel. Luc. IV., 28.), bevor sie für uns durch den Talmud fixirt
wurden. Der Talmud macht nämlich von diesen Volksspriichwörtern sehr
häufig Gebrauch, und führt sie bei allen Gelegenheiten wörtlich an.
Es ist daher gewiss eine dankenswerthe Aufgabe, welcher sieh der
Herr Verf. in dem vor uns liegenden Werke gemacht und mit sehr glück-
lichem Erfolge gelöst hat, die talmudischen Sprüchwörter, welche allent-
halben, zum Theil in seltenen Werken und Manuseripten, zerstreut sind,
möglichst vollständig zu sammeln, und wenn durch Erasmus’ „Ada-
gia“ und Freytag’s „Araburn P roverbia“ die gnomische Weis-
heit des Klassischen Alterthums und der arabischen Völker dem
Leser vorgeführt wird, so gibt diese Blumenlese die Erzeugnisse der
talmudischen Periode, welche bis jetzt nur buchstücklich bekannt
sind. Es liefert dieselbe aber auch einen Beitrag zur allgemeinen Sprüch-
wörterkunde, welche keinen unbeträchtlichen Tbeil der CulturgeschChte
ausmacht. Denn eine solche Sammlung verschafft nieht nur demjenigen,
welcher der Sprache halber ihr seine Aufmerksamkeit schenkt, eine Einsicht
in das innere Getriebe der Literatur, sondern sie hat auch Werth für
den, welchem die Sprache selbst nicht Zweck der Lectüre ist.
Dieser Sammlung selbst geht (S. 1—66) eine Einleitung voran über
Spriichwörter und sprichwörtliche Redensarten, über Sentenzen und Ma-
ximen und über die Sammlungen der maurisch-spanischen Periode, Diese
Einleitung macht einen um so wichtigeren Bestandtheii dieses Werkes
aus, als dieselbe der erste Versuch ist, diesen Zweig der jüdischen Lite-
ratur übersichtlich zu ordnen.
Darauf folgen (S. 67—84} die hebräischen und chaldäischcn Sprü-
che des Sirach, 64 an der Zahl, Sie gewähren als Productc der Zeit,
da die hebräische Sprache nicht mehr in der Blüthe stand, sowohl in
sprachlicher als in literarischer Rinsicht mannigfaches Interesse.
An diese schiiessen sich an (S. 84—246); Talmudische SprüchWör-
ter, sprichwörtliche Redensarten, Sentenzen und Maximen, im Ganzen
6(j5. ln Beziehung auf die Sentenzen bemerkt der Herr Verf. (Vorrede
S. II.) ausdrücklich, dass de3 Leser nicht sämmtliche im Talmud vor-
kommende Sentenzen erwarten darf. Es wurde nur ein Tbeil derselben,
welche allgemeinsten Inhalts sind, mit Auswahl gegeben.
Die von dem Herrn Verf. beigegebenen Erklärungen halten die
Mitte zwischen den oft allzu weitläufigen des Erasmus und den oft allzu
kurzen Freytag’s, hei welchem sie oft sogar gänzlich vermisst werden.
Dazu sind den meisten Sprüchen passende Parallelstellcn beigefügt, wel-
che nicht nur dem Talmud und den späteren jüdischen, sondern auch
andern Schriften ähnlichen Inhalts entnommen sind , wie Zell’s Ferien-
schriften (Freiburg 1829), deren zweiter Band von den lateinischen
Sprüchwörtcrn handelt.
 
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