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Nr. 45. HEIDELBERGER 1348.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Iateratur zur Faustsage.


(Schluss.)
Ueber den Aufenthalt Faust’s in Heidelberg habe ich die erste Mit-
theilung gemacht, wodurch sein Prädikat bei Mucianus Rufus „Heidelber-
gensis“ erst ins Klare gesetzt wird (jS. 93—113.}. Bei Sommer und
Düntzer habe ich später noch ein historisches Zeugniss für Faust, Johan-
nes Gast’s, eines protestantischen Theologen aus der ersten Hälfte des
sechszehnten Jahrhunderts, Sermones convivales, tom. II. (Basel, 1554.}
S. 274. u. 275. gefunden. Auch hier sind Andeutungen von einem Pol-
tergeiste, welcher die Bewohner eines Hauses beunruhigte, von einem
teuflischen Hunde und Pferde Faust’s, welche in die Collectivsage über-
gingen. Ich habe nachträglich dieses Zeugniss in der Vorrede S. IX.
erwähnt. An die historischen Bestimmungen über Johann Faust schliesst
sich die Untersuchung der Zeit und des Ursprunges des ältesten Volks-
buches von Faust, dessen Sage sich nach dessen Tode von 1540—1580
allmählig entwickelte, an (8. 113—122.). Sodann wird der Inhalt des
ältesten Volksbuches mitgetheilt. Da der Text sich bei Scheible findet,
so wählte ich die sehr seltene Ausgabe von 1588 als Text, um überall
auf die bis jetzt nicht bekannten wichtigen Abweichungen beider Editio-
nen aufmerksam zu machen. Ich habe darum den Inhalt meist wörtlich
gegeben und den Text mit den nöthigen Sachanmerkungen in Beziehnng
auf den Charakter und Ursprung der Sage, ihre Stellung zur damaligen
Zeit und besonders auch zur Göthe’schen Dichtung begleitet (S. 122 bis
196.). Eine Vorrede über das Verhältniss meines Buches zur Faustsa-
genliteratur und ein Vorwort von dem verehrten Jubelgreise Paulus, dem
ich die Handschrift des Werkes zur Einsicht vorlegte, ist dem ersten
Bande vorgedruckt (S. I.—XIX.).
Der zweite Band beginnt mit den spätem Darstellungen der Faust-
sage in Deutschland. Der Ursprung, Inhalt und Charakter der Widmann’-
schen Redaktion von 1599 wird zuerst untersucht. Auch hier zeigt sich
sehr scharf ausgeprägt der protestantische oder antirömische Charakter
der Volkssage. Mehrere Geschichten Faust’s kommen erst in Wid-
mann vor, und sind gerade solche, welche in die Göthe’sche Dichtung
XLI. Jahrg. 5. Doppelheft. 45
 
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