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Sr. 47. HEIDELBERGER 1843.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Karsten^ »e tetralogia tragica»


(Schluss.)
Betrachtet man das Wort für sich allein nach seiner Bildung und
Zusammensetzung, so kann man wohl kaum in Abrede stellen, dass es
ursprünglich solche Didaskalieen bezeichnete, in denen die vier Dramen
unter sich in einem mythischen Zusammenhänge standen oder durch ein
anderes gemeinsames Band, durch einen gewissen Ideen- und Gedanken-
zusammenhang, verknüpft waren, wie z. B. die Lykurgeia des Aeschylos,
oder die Pandionis des Philokles solche Tetralogieen gewesen seyn mö-
gen. Dass dem so sey, zeigt deutlich das bekannte Scholion zu Aristoph.
Fröschen V. 1155, nach welchem Aristarchos und Apollonios die Didas-
kalie, welche den Agamemnon, die Choephoren, Eumeniden und das Sa-
tyrspiel Proteus umfasste, nicht eine Tetralogie nannten, sondern die drei
Tragödieen gesondert vom Satyrspiel als Trilogie bezeichneten. Ganz
richtig bemerkt hierüber Droysen a. a. 0. p. 103 gegen Böckh’s Defini-
tion: „Warum schieden beide Gelehrte das Satyrspiel aus der Tetralogie
aus, wenn Tetralogie nichts ist als die quadripartita didascalia sive con-
nexae inter se fabulae fuerint sive non nexae? Die ihnen vorliegenden
Didaskalieen zeigten ihnen ja, dass die vier Dramen zusammen eine Di-
daskalie, also eine Tetralogie in diesem Sinne waren. Aber sie wollten
die drei Tragödieen und das Satyrspiel, wie dieselbe Didaskalie sie um-
fasste, nicht ebenso mit demselben Namen Tetralogie umfasst wissen, also
musste ihnen wohl der Name eine andere Verbindung als die nur äussere,
in dieselbe Didaskalie zu gehören, bezeichnen, sie nannten die drei Tra-
gödieen eine Trilogie; ob alle, ist nicht zu entscheiden; gewiss die drei
der Oresteia, und diese enthalten die Fortsetzung desselben Mythos.“ Es
wird aber unsere Begriffsbestimmung wieder in zu engen Grenzen stehen
bleiben, wenn wir nicht anerkennen und zugeben wollen, dass der Name
Tetralogie nicht auch diejenigen Didaskalieen habe bezeichnen können,
welche bekanntlich im Verlauf der Zeit, gleichviel durch wen, an die
Stelle der eben erwähnten, der äschyleischen, um diesen Ausdruck hier
XLI. Jahrg. 5, Doppelheft. 47
 
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