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J,. 53. HEIDELBERBEH 18«.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

I. Mariotti, Italien in seinen gegenwärtigen Zuständen. Deutsch von


J. B. Seybt. Leipzig, 1848.

Dieser Band bildet eine Fortsetzung des vor zwei Jahren erschie-
nenen und von uns in diesen Jahrbüchern angezeigten Werkes desselben
Verfassers: Italien in seiner politischen und literarischen Entwickelung.
Der Verfasser (sein eigentlicher Name ist Galenga und er ist gegenwärtig
sardinischer Gesandter bei der Nationalversammlung in Frankfurt) hat zwar
schon in dem ersten Band eine Schilderung der gegenwärtigen Zustände
Italiens aufgenommen, aber nur skizzenhaft. Es war ihm dort die Haupt-
aufgabe darzustellen, welche historische Ueberlieferungen, fremde Einflüsse,
innere Hemmnisse und Bedrückungen Italien in die Richtung und die Zu-
stände am Ende des vorigen Jahrhunderts gebracht hatten. In diesem
Bande liegt ihm vor zu schildern, wie Italien zum Bewusstsein seiner
traurigen Zustände und der Ursachen seiner Gesunkenheit gelangt ist, wie
es von allen Fesseln sich loszuwinden strebt, und welche Hoffnungen aus
der Art dieser Bestrebungen sich hegen lassen. Man muss dabei immer
im Auge behalten, dass das Werk vor 1848 geschrieben ist.
Die Zeit des eigentlichen Handelns scheint nun für Italien jetzt erst
(wenn nicht noch später) zu beginnen; die revolutionären und refor-
mistischen Bestrebungen werden in diesem Buch nur an literarischen Er-
scheinungen nachgewiesen, und Italien bietet hierin viele Aehnlichkeiten
mit Frankreich, wo auch der Revolution eine bedeutende revolutionäre
Literatur vorausging, und wo wie in Italien sich grade die bedeutendsten
Schriftsteller in diese Richtung warfen. Die Unterschiede zwischen den
Bestrebungen beider Völker werden im Verlauf der Untersuchung des
Werks in die Augen springen. Der allgemeine und Hauptunterschied, der
alles Uebrige in sich fasst und bedingt, lässt sich aber schon jetzt kurz
so angeben, dass die Franzosen gegen weltlichen und kirchlichen Despo-
tismus zugleich kämpften, die Italiener auch beide fühlten und erkannten,
den kirchlichen Despotismus aber nicht anzutasten wagten, und daher im-
mer ihr eigenes Werk zerstörten.
Der Band ist in zwei Perioden getheilt, wovon die erste von „der
Gegenwart“ handelt. Diese Gegenwart, wie sie der Verf. vor Augen hat,
XLI. Jahrg. 6. Doppelheft. 53
 
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