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HEIDELBERGER

1848.

Nr. 59.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


llartliolmess; «Jordano Bruno.

(Schluss.)
Schon in diesen kurzen Auszügen treten die wichtigen Probleme
hervor, die Bruno anregt, und die ihn zum Vater der neuesten spekula-
tiven Schule machen. Die Grundideen zur Schellingschen und Hegelschen
Lehre klingen hier schon an.
Zu diesem Hauptwerke ßruno’s bildet der Dialog de Hnfinito, Uni-
verso e Mondi die Fortsetzung. Die Unendlichkeit der Welt selbst, nicht
blos des leeren Raumes wie in der älteren Weltanschauung, sondern auch
des den Raum Erfüllenden, mit Einem Worte die moderne Weltanschauung
im Gegensatz zur alten, machen den Gegenstand dieser Schrift aus. Die
Consequenzen dieses Begriffes der Unendlichkeit der Welt, auf die übri-
gen Theile des Begriffskreises, den religiösen, den moralischen u. s. w.,
werden nachgewiesen. So z. B. werden die populären und die älteren
wissenschaftlichen Wahnvorstellungen vom Himmel berichtigt: „Es gibt
„nur Einen Himmel, d. b. einen allgemeinen, Alles umfassenden Raum, einen
„Raum der die unzähligen Welten in sich enthält. Unsere Erde hat, wrenn
„man will einen eigenen Himmel, d. h. eine Athmosphäre, in welcher sie
„sich bewegt; so haben auch die andern unzähligen Erden jede ihren
„Himmel, aber diese verschiedenen Himmel bilden zusammen nur Einen
„einzigen Himmel, den Ozean der Gestirne.“ Besonders hebt Bruno auch
die moralischen Konsequenzen der neuen Weltanschauung, ihren Einfluss
auf die Erhebung und den Adel des Gemüthes hervor: „Eine so gross-
artige Ansicht macht uns die kindischen Gedanken und die blinden Gott-
heiten der Menge verächtlich. Wir wissen, dass der Himmel überall
„ist, weil uns von allen Seiten die Unendlichkeit umgibt. Ja, wenn wir
„von dem Unendlichen umfasst sind, so finden wir uns weit von der
„Nolh, weit von den leeren Aengsten, von den thörichten Sorgen, welche
„diejenigen verzehren, deren Begierde auf die Erreichung eines Gutes
„gerichtet ist, das man in der Entfernung glaubt, das aber, in der Wirk-
lichkeit, nahe bei uns und in uns ist. Wir sind befreit von der Furcht
XLI. Jahrg. 6. Doppelheft. 59
 
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