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Martin, zar Gynäkologie.

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war wasserhell und der Nabelstrang daher ungewöhnlich durchsichtig.
Der Nabelschnurrest am Kinde begann nach 3 Tagen sehr zu stinken und
hinterliess, indem er brandig abfiel, seines grossen Umfangs wegen, ein
ziemliches Loch in den Bauchdecken, um welches herum sich mehrere Tage
lang starke Entzündung zeigte. —■ Bleimittel wurden mit gutem Erfolg äus-
serlich angewandt; das Loch verwuchs allmählig; der schwächliche Knabe,
der bisher nicht saugen wollte, suchte nun die Mutterbrust und gedieh.“
— Offenbar ist die hier beschriebene Abnormität die in der neueste»
Zeit öfter besprochene „Wassersucht des Nabelstrangs“ (Ref.). — Durch-
schnittlich wurden im Jahr 12 Hebammen ausgebildet.
Dritter Zeitraum 1830—1838. (S. 31—64.) Im Jahr 30 wurde
die Anstalt in ein neuerbautes bequemeres Haus verlegt und seit derZeit
werden die Vorfälle sorgfältiger notirt. — Geburten 331 — Geborene
332 (44 im Jahr), darunter nur lmal Zwillinge. Knaben 175, Mäd-
chen 157. — Unter den wenigen verzeichneten Krankheitsfällen verdient
folgender besondere Beachtung und vollständige Mittheilung. (S. 35.)
„M. F., 30 Jahre alt, aus M., eine kleine, mehr schwächliche als kräftige,
sonst aber regelmässig gebaute, zum drittenmal schwangere Person, w’elche
die beiden frühem Geburten ohne besondere Schwierigkeiten überstanden
hat, klagte am 13. Mai 1837, nachdem sie den 17. April in die Anstalt
aufgenommen war, über Kolikschmerzen, fieberte und litt an serösem
Durchfall; wovon sie durch schleuniges Getränk, Hafergrütze, passende
Diät, eine Auflösung von Gummi arab. in Aqua melissae mit einem Zusatz
von laud. liq. Sydenham. 1 Skrupel und antispasmodische Einreibungen
nach einigen Tagen befreit wurde. Nachdem die Kolikschmerzen, die im
Leibe herumzogen und deutlich von der Schwängern in den Därmen ge-
fühlt wurden, verschwunden waren, stellte sich ein anhaltender, gegen
Abend exacerbirender, gegen Morgen etwas remittirender Schmerz rings
um den Nabel herum, ohngefähr in dem Umfang eines Deserttellers} ein,
welcher bei jeder Körperbewegung und Berührung heftig zunahm, im
Liegen sich verminderte, ebenso im Sitzen, beim Aufrechtstehen und Gehen
aber unerträglich wurde. Ebenso verursachte jede Bewegung der Frucht
heftige Vermehrung der Schmerzen an dieser Stelle. Der Puls war be-
schleunigt, die Temperatur der Haut erhöht und letztere trocken anzu-
fühlen, die Kranke klagte über vermehrten Durst und Appetitlosigkeit.
Wegen der genauen Begrenzung der Schmerzen rund um den Nabel herum,
wegen der Zunahme der Schmerzen bei der Berührung und Bewegung
der Frucht, sowie wegen des konstanten Anhaltens derselben und des
begleitenden Fiebers, und weil man mittelst des Stethoskops die Placentar-
 
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