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Hurter: Geschichte Ferdinands II.
Märchen. Zufällig· vermögen wir glaubwürdig das Gegentheil zu be-
weisen. Im Besitze von Schranzischen Familienpapieren, theilen wir
diese ganze Geschichte nach ihrem Wortlaute hier mit: Es heisst:
„Herr Wolfgang Schranz war der katholischen Religion sehr zu-
„gelhan, indem nemlich selbiger Zeit die meisten Burger, Offizier
„und Landstendt zu Gratz vnd bey der Hoffstatt Evangelisch befun-
den, vnd so eingerissen, dass sogar die Landstendt in festo S.
„Caroli Irer Durchleucht Erzherzogen Karl mit ainer Evangelischen
„Bibel von lautier Perl und Edelgestein ziert, darinnen zu lesen vnd
„sich zu ersehen, zu bindlen vnlerslanden. 4) Da nun aber I. D.
„die Erzherzogin Maria, (Karls Gemahlin) welche eifrig katholisch
„gewest, soliche Bibel ersechen, hat sie Wolfgang Schranzen zu sich
„erfordert, Ime soliches klagt, vnd vmb Rath ersucht. Welcher ver-
„meldt, dass der Zeit schwerlich zu rathen sei, allein berichte er
„Ir Durchleucht, dass er mit negsten in einer gewissen Commission
„nacher Miinichen zu Ihrem H Bruder Herzog Wilhelm geschicket
„werde, also kann sie ihme durch ein Handbrieffl avisiren, vnd vmb
„Rath fragen.
„In dieser erstbenannten Raiss vnd Commission sub anno 1571,
„hat H. Wolfgang Schranz neben mündlicher Relation auch das
„Klagbrieffl wegen der verehrten Bibel, alss er den andern August
„1571 in München ankhommen, Iren II. Brueder gehorsambst einge-
„reicht. Herzog Wilhehnb alss dann neben eifriger Berathschlagung
„dem W. Schranzen bey seiner Abreiss 2 Jesuiter alss: Patrem
„Villerium vnd seinen gespon, in weltlichen Kleidern, alss wenn es
„Bayrisch Edclleulh weren, mitgeben, wie dann soliche Edelleuth
„mehrere alss hierunter zu ersechen, wegen der katholischen Re-
ligion an der Hoffstatt nacher Gratz befördert worden seint.“
„Da nun II. Schranz diese Jesuiter in weltlichen Khleidern mit
„sich genommen, die sach in höchster geheim gehalten, vnd gegen
„die Vorstadt nacher Gratz zu kommen, auch nit anderst vermeint,
„alss dass dessen Niemand Wissenschaft bett, so man dann inderzeit
„den (in Gratz ankommenden) Herrn vnd Landstendten, den Ritter—
„falin in dem Schloss entgegen beugen, vnd, so vill er (einer)
„Pferdt hat, Glockenstreich zu geben pfleget. Ist aber die Sach
„schon kundl gewesen, vnd hat man in dem Schloss, den Ritterfahn
„heraussgestekht, darzue die Feuergloggen geschlagen, auch die
„Leutl hauffenweis an die Murbruggen geloffen vnd geschrieen:
„„es k h o m m t die schwarze Brunst a u s s B a y e r n, man
„„soll wehren, dass sie nit in die Stadt ein reisse.““
„Weilen man sie aber verkhleidel nit hat erkennen khirien, hatt
„solche Herrn Jesuiter er, Wolfgang Schranz, in seine Behausung
„gegen die-Burg über, allvvo jezunder die schuelen, gebracht, vnd
„von dannen sie allgemach durch den verborgenen Gang, so
D „Bindteh“ Einbinden lind Einband, sind Ausdrücke, welche bedeuten:
bei einer festlichen Gelegenheit ein Geschenk machen.
Hurter: Geschichte Ferdinands II.
Märchen. Zufällig· vermögen wir glaubwürdig das Gegentheil zu be-
weisen. Im Besitze von Schranzischen Familienpapieren, theilen wir
diese ganze Geschichte nach ihrem Wortlaute hier mit: Es heisst:
„Herr Wolfgang Schranz war der katholischen Religion sehr zu-
„gelhan, indem nemlich selbiger Zeit die meisten Burger, Offizier
„und Landstendt zu Gratz vnd bey der Hoffstatt Evangelisch befun-
den, vnd so eingerissen, dass sogar die Landstendt in festo S.
„Caroli Irer Durchleucht Erzherzogen Karl mit ainer Evangelischen
„Bibel von lautier Perl und Edelgestein ziert, darinnen zu lesen vnd
„sich zu ersehen, zu bindlen vnlerslanden. 4) Da nun aber I. D.
„die Erzherzogin Maria, (Karls Gemahlin) welche eifrig katholisch
„gewest, soliche Bibel ersechen, hat sie Wolfgang Schranzen zu sich
„erfordert, Ime soliches klagt, vnd vmb Rath ersucht. Welcher ver-
„meldt, dass der Zeit schwerlich zu rathen sei, allein berichte er
„Ir Durchleucht, dass er mit negsten in einer gewissen Commission
„nacher Miinichen zu Ihrem H Bruder Herzog Wilhelm geschicket
„werde, also kann sie ihme durch ein Handbrieffl avisiren, vnd vmb
„Rath fragen.
„In dieser erstbenannten Raiss vnd Commission sub anno 1571,
„hat H. Wolfgang Schranz neben mündlicher Relation auch das
„Klagbrieffl wegen der verehrten Bibel, alss er den andern August
„1571 in München ankhommen, Iren II. Brueder gehorsambst einge-
„reicht. Herzog Wilhehnb alss dann neben eifriger Berathschlagung
„dem W. Schranzen bey seiner Abreiss 2 Jesuiter alss: Patrem
„Villerium vnd seinen gespon, in weltlichen Kleidern, alss wenn es
„Bayrisch Edclleulh weren, mitgeben, wie dann soliche Edelleuth
„mehrere alss hierunter zu ersechen, wegen der katholischen Re-
ligion an der Hoffstatt nacher Gratz befördert worden seint.“
„Da nun II. Schranz diese Jesuiter in weltlichen Khleidern mit
„sich genommen, die sach in höchster geheim gehalten, vnd gegen
„die Vorstadt nacher Gratz zu kommen, auch nit anderst vermeint,
„alss dass dessen Niemand Wissenschaft bett, so man dann inderzeit
„den (in Gratz ankommenden) Herrn vnd Landstendten, den Ritter—
„falin in dem Schloss entgegen beugen, vnd, so vill er (einer)
„Pferdt hat, Glockenstreich zu geben pfleget. Ist aber die Sach
„schon kundl gewesen, vnd hat man in dem Schloss, den Ritterfahn
„heraussgestekht, darzue die Feuergloggen geschlagen, auch die
„Leutl hauffenweis an die Murbruggen geloffen vnd geschrieen:
„„es k h o m m t die schwarze Brunst a u s s B a y e r n, man
„„soll wehren, dass sie nit in die Stadt ein reisse.““
„Weilen man sie aber verkhleidel nit hat erkennen khirien, hatt
„solche Herrn Jesuiter er, Wolfgang Schranz, in seine Behausung
„gegen die-Burg über, allvvo jezunder die schuelen, gebracht, vnd
„von dannen sie allgemach durch den verborgenen Gang, so
D „Bindteh“ Einbinden lind Einband, sind Ausdrücke, welche bedeuten:
bei einer festlichen Gelegenheit ein Geschenk machen.