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Ludwig: Geographische Darstellung von Hessen.

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brackische Küstenseen, die bis Seligenstadt und Nauheim sich er-
streckten. Sie waren von einer Mollusken-Welt belebt, wesentlich
verschieden von der des Meeres. Solche Absätze brackiischer Was-
ser sind die unteren Cerithiensande von Kieinkarben, Ilbenstadt, be-
sonders aber die tieferen Cyrenen-Mergel von Hochheim, Frankfärt,
Hanau ; sie lagerten sich gleichzeitig mit dem Meeressand von Al-
zey und den älteren Süsswasser-Bildungen Niederhessens ab.
Damals war das Land noch etwa 300 bis 600 Fuss tiefer, am
Ufer eines in die warme Zone hinabreichenden Meeres gelegen; ein
wärmeres Klima herrschte. Während dieser Epoche bereiteten sich
grossartige Katastrophen vor: die Hebung des Alpen-Systemes und
damit die Hebung der ganzen mittel- und süddeutschen Terasse, die
Unterbrechung mit dem Golf von Alzey, die Bildung eines Salz-
wasser-Sees. Bäche und Flüsse strömten von allen Seiten in letz-
teren, es entstand ein weites Brackwasser-Becken von den Alpen
bis gegen Kirtorf. Die Grenzen des neuen rheinisch - wetterauer
Sees sind an dessen Niederschlägen deutlich zu verfolgen und auf
der beifolgenden Karte angedeutet.
Noch hatte aber unser Terrain seine jetzige Höhe nicht er-
reicht, noch ragten die Alpen nicht über die Schneegrenze hinaus,
noch war die Zeit der wandernden Gletscherblöcke nicht gekommen.
Aber am Fusse der Alpen lagerte sich die Nagelflue ab, sowie die
jüngere Süsswasser-Molasse mit den denkwürdigen Schichten von
Oeningen. Das beständige Zufliessen von Wassern in unseren See,
musste aber mit einem Ueberströmen endigen; dies geschah — nach
den Vermuthungen des Verfassers — bei Bingen. Mit zunehmender
Tiefe des Abflusskanals erniedrigte sich der Wasserstand im See,
das stete Zuströmen süssen Wassers wandelte zuletzt die gesammte
Flüssigkeit in eine ungesalzene um. So erklärt sich auch die Ab-
nahme und das Verschwinden der Brackwasser-Geschöpfe, die Zu-
nahme der Süsswasser-Mollusken nach oben in den Litorinellen-
Schichten. Gleichzeitig mit der Entleerung des wetterauischen Sees
schritt auch die Senkung der norddeutschen und niederhessischen
Braunkohlen-Torfe fort, und endlich erreichte das von NW. (^Osna-
brück) über das versunkene Küstenland hereinbrechende Meer die
oberen Weser-Gegenden. Als Absatz desselben ist der sog. Septa-
rienthon zu betrachten. Die Grenzen dieses Meeresarmes, der als
Golf von Salmünster bezeichnet wird, lassen sich nicht genau be-
stimmen; obwohl er nicht bis in die Wetterau reichte, übte er doch
- auf alle dortigen Verhältnisse einen wesentlichen Einfluss; die Süss-
wasser-Seen der Wetterau, sammt Main und Rhein mündeten nun
in den Golf von Saalmiinster.
Mit diesen Veränderungen, durch den Zusammenhang des Gol-
fes von Saalmünster mit dem Nordmeere, trat ein entschiedener
Wechsel im Klima ein; Palmen und andere Pflanzen erlagen dem
eisigen Hauch, der von Norden her wehte. Nun folgten aber auch
neue Reactionen des Erdinnern. Vulkanische Aschen, Thiere und
 
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