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Ludwig: Geographische Darstellung von Hessen.

Pflanzen in ihrem Schutt begrabend, waren die Erstlinge der Vulkani-
tät des Vogelsgebirges und der Rhön; über sie hin ergossen sich
alsdann mächtige basaltische Ströme in einzelnen Intervallen, eine
gänzliche Umgestaltung aller Verhältnisse hervorrulend. Die mitun-
ter um mehrere hundert Fuss abweichenden Hebungen einzelner
Terrainstücke erzeugten Berge. Bergzüge veränderten die Stromge-
biete, veranlassten Wasserscheiden mitten im Meere, bedingten an-
derwärts Wasseraufstauungen. Dabei ward das Gebiet im Allge-
meinen höher über den Meereshorizont erhoben; das Küstenklima
verwandelte sich in ein continentales, die Wärme des Sommers nahm
mit der Erhebung ab, die Kälte des Winters zu. Pflanzen mit im-
mergrünen Blättern verschwanden gänzlich, südlichere Thiere waren
nur noch Wanderer in unseren Gegenden, in denen sich ein rauhe-
res Geschlecht ansiedelte. In Sümpfen, die auf versiegenden Fu-
marolen und sonst entstanden, wuchsen Torflager — jetzt Braun-
kohlen — in denen Pflanzen, denen ähnlich, wie wir sie jetzt hier
heimisch gemacht haben, Pflaumen, Kirschen, Eichen, Haselnüsse,
Tannen, neben Torfpflanzen vorkommen. Die Sümpfe trockneten
endlich durch Erfüllung und durch Tiefereinreissen der Abzugkanäle
aus; Alluvionen bedeckten die Torflager; die Landschaft erhielt die
Physiognomie der Jetztzeit. Freilich fehlte noch der Mensch unter
den Bewohnern, als Mammuth, Rhinoceros, Pferd, Ochs, Hyäne,
Bär u. s. w. hier ungestört umherschwärmten. — Welche Zeiträume
verliefen — so schliesst der Verfasser seinen werthvollen Aufsatz
— von dem ersten Einbrüche des Südoceans bis zu unseren Tagen,
wer will sie nach Jahren ermessen? Unsere historischen Zeiten
möchten gegen sie gehalten ein kleines Bruchtheilchen ausmachen.
Die mächtigen Gesteins - Bildungen, Baumstämme in versunkenen
Wäldern, zahllose Reste bergebauender, fast microscopischer Thier-
chen, hohe Deltas der Flussmündungen, Braunkohlen, Torf, Lehm,
Sand, Kalktuff u. s. w., alle reden von langen Zeiten, aber alle
bezeugen auch die beständige und unveränderte Dauer des allen
Natur-Erscheinungen zu Grunde gelegten Entwickelungs-Gesetzes.
Die Ausführung der Karte — aus der rühmlich bekannten An-
stalt des Hm. G. Jonghaus hervorgegangen — verdient alles Lob.
GL lieonhard.
 
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