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Dieffenbach: Geologische Specialkarte des Grossh. Hessen.

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Sandbergers Untersuchungen kennen, fehlt die unterste, der Meeres-
sand, hingegen der Cyrenen-Mergel kommt, wenn auch beschränkt
vor; während der Cerithienkalk vermisst wird, findet sich an mehre-
ren Orten der Litorinellen-Kalkstein; alle übrigen, die Braunkohle
einschliessenden Schichten sind als Süsswasser-Bildungen zu betrach-
ten. Unter diesen erscheint zunächst der Braunkohlen-Letten, der
häufig schon Kohlen-Flötze führt, welche aber in der Regel wegen
Werthlosigkeit der Kohle als Brenn-Material den Abbau nicht lohnt
(namentlich ist der grosse Schwefel-Gehalt derselben daran Schuld).
Von hohem Interesse ist die Flora der Braunkohle und der sie beglei-
tenden Thone. Münzenberg ist der Hauptfundort. Man hat hier
äusser den characteristischen, auch im Blättersandstein vorkommenden,
Pflanzen-Resten bituminöses Holz — meist aus Nadelhölzern beste-
hend — oft in Stämmen von beträchtlichem Durchmesser getroffen,
unter andern eine aufrecht stehende Conifere von 13 Fuss Breite.
Beachtung verdient ferner die Thatsache, dass in den tieferen Thei-
len des Salzhauser Braunkohlen-Lagers eine, manchmal 6 Fuss mäch-
tige Schicht auftritt, fast gänzlich aus den von Schlotheim als Car-
polithes bezeichneten Fruchtkernen zusammengesetzt. Von ziemli-
cher Verbreitung im Bereiche der Section Giessen zeigen sich die
zum „Blättersandstein“ gehörigen Bildungen von Sandstein, Sand
und Conglomerat. Ihr Lagerungs - Verhältniss zu den Braunkohlen
führenden Thonen ist kein bestimmtes; bald liegen sie darunter,
bald darüber, bald wechseln ihre Schichten. Wohl bekannt wegen
ihres Reichthums an Petrefacten ist die Umgebung von Münzenberg;
es wird auf S. 72 ff. eine Aufzählung der fossilen Reste gegeben,
die — mit Ausnahme der eine ganze Schicht bildenden Cyrena
Faujasii — pflanzliche sind. — Die bedeutendste Braunkohlen-
Ablagerung der Wetterau erscheint in der Gegend von Dorheim,
Dornassenheim, Weckesheim und Wölfersheim; Auflagerung auf
Basalt, organische Reste characterisiren sie als eine jüngere Forma-
tion. Man hat den sie begleitenden Thon als Basaltthon bezeichnet,
weil derselbe aus Zersetzung basaltischer Massen an Ort und Stelle
hervorgegangen, und vollständige Uebergänge in Basalt — der allent-
halben das Liegende bildet — wahrnehmen lässt. Die Kohle selbst
ist eine erdige, torfartig und aschenreich; durch Formen muss sie
für den Gebrauch zugerichtet werden. Das Ganze trägt unverkenn-
bar das Gepräge einer Torfablagerung.
Die quarternären Ablagerungen bestehen aus Lehm oder Let-
ten. Löss erscheint besonders in der flachen Wetterau und an den
Abhängen ihrer basaltischen Umgebungen. Als jüngste Bildungen
treffen wir an mehreren Orten Torflager.
Unter den eruptiven Gesteinen spielen bei weitem basaltische
und doleritische Massen die Hauptrolle, welche eine nicht geringe
Anzahl von Varietäten zeigen. Am meisten verbreitet sind gewisse
graublaue, olivinreiche, spröde Basalte. Unter den vulkanischen
Tuffen verdient besonders ein ausgezeichneter Palagonit-Tuff, welcher
 
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