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Fortschritte der Paläolithischen Zoologie.

nur ein sehr seltenes seyn dürfte. Bei dem Sandberger’sehen
Werke finden wir neben zahlreichen Integripallialen nur drei Mantel-
buchtige Muschel-Gescblechter aufgeführt, Sanguinolaria, Corbula
und Solen; aber an keinem der abgebildeten Exemplare ist eine
Mantel-Bucht zu erkennen, obwohl dieselbe mit grösster Wahrschein-
lichkeit bei der unserem mittelmeerischen Solen siliqua sehr ähnlichen
Solen-Art zu vermuthen stünde, wenn diese Form sich zwischen den
devonischen und den tertiären Schichten wiederholte; aber ihr Mangel
in der Zwischenheit muss auch gegen jene Sippe und sogar Fa-
milie einigen Verdacht einflössen. So tritt mithin die progressive
Entwickelung der Muschelthiere in drei nacheinander folgenden Abstu-
fungen: Brachiopoda, Integripallia und Sinupallia unverkennbar hervor.
Die Schaalen-Reste eigenthümlicher Sippen vom schwimmen-
den Pteropoden und Heteropoden sind zahlreich in den paläolithi-
schen Bildungen vorhanden und verlieren sich in den mesolithischen
fast gänzlich, vielleicht vertreten durch nackte Sippen, wie sie jetzt
noch vorkommen, um endlich in der cänolithischen Zeit wieder zu-
zunehmen. Indessen erfahren wir, dass die 2—3 von Forbes auf-
gestellten silurischen Creseis-Arten, wenigstens zum Theile, Spuren
innerer Kammer-Wände erkennen lassen und daher zu Orthoceras ge-
hören. Unter den Gastropoden sind die mit Lippen-Spalten und
Löchern der Schaale versehenen Sippen, unter dem Namen der
Haliotiden zusammengestellt, zahlreicher und manchfaltiger als heut-
zutage gewesen, während dagegen die mit einem Ausschnitte oder
Kanäle der Schaale versehenen Siphonostomen in den paläolithischen
Formationen noch ganz vermisst werden, seitdem sich ergeben, dass
die Schlotheim’schen Bucciniten (Macrochilus, Loxonema) kei-
nen Ausschnitt am Grunde der Schaale besitzen. So erkennt man
denn auch hier überall eigenthümliche Anfänge und Entwicklungs-
Gänge der verschiedenen Thier-Classen, deren höheren Typen und
ganze Mancbfaltigkeit sich erst in späteren Formationen einstellen.
Dasselbe bestätigt sich endlich bei den so zahlreich vorhandenen
Cephalopoden, welche sämmtlich in unvollkommeneren Tetrabranchiern
bestehen, den einzigen Palaeoteuthis der Rheinischen Grauwacke
ausgenommen, welchen F. Roemer kürzlich beschrieben hat. McCoy
zählt auch die Belleropbon-Arten zu den Cephalopoden, indem er
sie ebenfalls als Vierkiemener betrachtet.
Obwohl in der Steinkohlen-Formation bekanntlich schon einige
Luft-athmende Kerbthiere vorkommen (die früher noch nirgends ge-
funden sind), so liefern uns die vorliegenden Werke doch nur mit
Kiemen versehene, theils Annelliden und theils Kruster. Die ersten
beginnen abermals mit schwimmenden Sippen, denen sich allmählich
festgewachsene Röhrenbewohner beigesellen. Auch die letzten sind
anfangs ganz auf schwimmende Lophyropoden und Trilobiten beschränkt,
denen sich erst am Ende der Silur-Zeit einige gleichfalls mit kräf-
tigen Ruderfüssen versehene Pöcilopoden (Eurypterus) anschliessen.
Die zahlreichen Trilobiten sind, wie uns Barrande zeigt, anfangs
 
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