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Russland nach Demidow.

Russland nach Demidow, in Vergleichung mit andern Monarchien Europa’s.
(Mit dem Molto von W. v. Humboldt: Das, worauf die wahre Grösse des
Menschen zuletzt beruht, ist Eigenthümlichkeit der Kraft und Bildung.) Leip-
zig, Verlag von Otto Spamer. 122 S. in S.
Bei dem allgemeinen Interesse, das jetzt sich an Alles knüpft, was auf
Russland und dessen Zustände sich bezieht, mag es erlaubt seyn, auf eine Schrift
aufmerksam zu machen, welche allerdings durch die Person des Verfassers und
dessen Stellung allein schon eine Bedeutung anspricht, wie sie nur wenige
der zahlreichen Schriften, welche die buchhändlerische Speculation auf diesem
Gebiete hervorgerufen hat, anzusprechen im Stande sind. Mit aller Offenheit
und Unbefangenheit, mit aller Treue und Wahrheit spricht sich hier ein Mann,
der durch seine Geburt, wie durch seine Bildung und sociale Stellung den
höchsten Schichten der Russischen Gesellschaft angehört, über die Einrichtun-
gen und Zustände seines Ileimathlandes aus, namentlich über die politischen
Institutionen, die Regierungsform, die verschiedenen höheren und höchsten
Behörden des Reichs, ihre amtliche Stellung und ihren Wirkungskreis, und
damit über die gesammte Landesverwaltung, über den Nationalreichthum des
Landes und seine Hülfsquellen, über seine Bevölkerung, über die öffentliche
Erziehung und die verschiedenen Bildungsanstalten bis zu der Petersburger
Akademie der Wissenschaften hinauf, und die Fördernisse, welche der Wis-
senschaft aus ihren Bemühungen, wie aus den von ihr ausgegangenen wissen-
schaftlichen Expeditionen erwachsen sind; ein eigener Abschnitt ist der auf-
blühenden russischen Literatur, so wie den gesellschaftlichen Zuständen Russ-
lands gewidmet. Nicht bloss die Darstellung selbst, die wir aus der Feder
eines solchen Mannes erhalten, sondern auch die Urtheile, die er über das,
was er darstellt, mit aller Offenheit ausspricht, verleihen dem Ganzen einen
besondern Reiz und rechtfertigen die Uebertragung dieser Mittheilungen, die
zuerst in der Form von Briefen in dem Journal des Debats und später ver-
einigt nochmals zu Paris (in französischer Sprache) abgedruckt worden sind,
vollkommen: der deutsche Bearbeiter hat auch überall eigene Bemerkun-
gen beigefügt, zu welchen der Inhalt der Briefe, und die Vergleichung mit
den Zuständen anderer europäischen Staaten, selbst soicher, die als Länder
der Intelligenz und Bildung vorzugsweise betrachtet werden, Veranlassung gab.
Allerdings bieten sich hier manche interessante Gegenstände der Vergleichung
dar, die ein Land wie Russland nicht zu scheuen hat. Auch hierin mag
Grund genug liegen, dieser Schrift die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie
vor so vielen Tendenz- oder Partheischriften über Russland und russische
Zustände verdient. Kein Leser wird sie unbefriedigt und ohne mannigfache
Belehrung aus der Hand legen.
 
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