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Ludwig: Geographische Darstellung von Hessen.
In seltener Bestimmtheit mussten die Monumente und die Ge-
sammterscheinung Antwerpens dem Verf. darauf hinweisen, der Ge-
genwart das grosse, glänzende Gegenbild des 16. Jahrhunderts ge-
genüber zu halten. Er konnte dies um so leichter, als in dem Werke
des Lodovico Guicciardini über Antwerpen eine meisterhafte sta-
tistische Schilderung der Welthandelsstadt gegeben ward. Und es
hat einen ausserordentlichen Reiz, die vielen oft versteckten und
ganz verwahrlosten Zeugnisse bürgerlicher Herrlichkeit und Gemein-
sinns heranzuhalten und erklären zu lassen durch die begeisterten
und doch ächt staatsmännischen Berichte des in Antwerpen einge-
bürgerten Italieners. Der Verfasser beeilt sich zum Schluss in
dem Abschnitt Antwerpen ein wunderliches Versehen auf S. 507
möglichst gut zu machen: es ist daselbst bei den Angaben des Ge-
treideimportes vom Jahr 1847 durchgängig statt Millionen Mille Hek-
toliter zu schreiben.
M. IS. Stark.
Versuch einer g eo g r aphis chen D ar Stellung von Hessen
in der Tertiär-Zeit von R. Ludwig, kurfürstl. hessi-
schen Salinen-Inspector zu Nauheim. Mit einer Karte. Be-
sonders abgedruckt aus dem Notizblatt des Vereins für Erd-
kunde und verwandte Wissenschaften. Darmstadt 1855. Hof-
buchhandlung von G. Jonghaus. S. 20.
Ein grosser Theil des süd- und mitteldeutschen Festlandes war
einst durch allmählige Senkung dem Meeres-Niveau so genähret, dass
ein Arm des damals Südfrankreich und die Alpen bedeckenden Süd-
Oceans zwischen den Vogesen, dem Hardt - Gebirge einer-, dem
Oden- und Schwarzwalde andererseits bis an den Taunus herauf
reichen konnte. Der Verfasser nennt diesen Meerbusen Golf von
Alzey; noch jetzt sind seine Grenzen zu erkennen an, mit der
Fauna des Südmeeres erfüllten Thon- und Sandmassen. Das ganze
Litoral-Gebiet — Taunus, Hardt, Odenwald — lag tiefer; das
Rheinthal bis Bingen war Meer, selbst Alzey (700 F. über dem
Meere) war von den Wogen des Oceans bedeckt, welcher — nach
der Ansicht des Verfassers — nördlich bis Bingen, Hattenheim,
Hochheim, Darmstadt reichte, sich aber nicht bis Langen und Of-
fenbach ausdehnte. In diesen Golf ergossen sich von Westen die
Nahe, von Osten der Neckar, von Norden der Main, und damit
gemeinschaftlich der aus den niederhessischen Seen entspringende
Nordstrom. An den Mündungen der Flüsse sammelte sich Süsswas-
ser an; die Wirkung von Ebbe uud Fluth bedingte ein Gemisch
von süssem und salzigem Wasser, es entstanden die Brackwasser-
Ablagerungen. Derartige Gebilde spielen namentlich an der Mün-
dung des Maines und des Nordstromes eine Rolle. Hier bestanden
Ludwig: Geographische Darstellung von Hessen.
In seltener Bestimmtheit mussten die Monumente und die Ge-
sammterscheinung Antwerpens dem Verf. darauf hinweisen, der Ge-
genwart das grosse, glänzende Gegenbild des 16. Jahrhunderts ge-
genüber zu halten. Er konnte dies um so leichter, als in dem Werke
des Lodovico Guicciardini über Antwerpen eine meisterhafte sta-
tistische Schilderung der Welthandelsstadt gegeben ward. Und es
hat einen ausserordentlichen Reiz, die vielen oft versteckten und
ganz verwahrlosten Zeugnisse bürgerlicher Herrlichkeit und Gemein-
sinns heranzuhalten und erklären zu lassen durch die begeisterten
und doch ächt staatsmännischen Berichte des in Antwerpen einge-
bürgerten Italieners. Der Verfasser beeilt sich zum Schluss in
dem Abschnitt Antwerpen ein wunderliches Versehen auf S. 507
möglichst gut zu machen: es ist daselbst bei den Angaben des Ge-
treideimportes vom Jahr 1847 durchgängig statt Millionen Mille Hek-
toliter zu schreiben.
M. IS. Stark.
Versuch einer g eo g r aphis chen D ar Stellung von Hessen
in der Tertiär-Zeit von R. Ludwig, kurfürstl. hessi-
schen Salinen-Inspector zu Nauheim. Mit einer Karte. Be-
sonders abgedruckt aus dem Notizblatt des Vereins für Erd-
kunde und verwandte Wissenschaften. Darmstadt 1855. Hof-
buchhandlung von G. Jonghaus. S. 20.
Ein grosser Theil des süd- und mitteldeutschen Festlandes war
einst durch allmählige Senkung dem Meeres-Niveau so genähret, dass
ein Arm des damals Südfrankreich und die Alpen bedeckenden Süd-
Oceans zwischen den Vogesen, dem Hardt - Gebirge einer-, dem
Oden- und Schwarzwalde andererseits bis an den Taunus herauf
reichen konnte. Der Verfasser nennt diesen Meerbusen Golf von
Alzey; noch jetzt sind seine Grenzen zu erkennen an, mit der
Fauna des Südmeeres erfüllten Thon- und Sandmassen. Das ganze
Litoral-Gebiet — Taunus, Hardt, Odenwald — lag tiefer; das
Rheinthal bis Bingen war Meer, selbst Alzey (700 F. über dem
Meere) war von den Wogen des Oceans bedeckt, welcher — nach
der Ansicht des Verfassers — nördlich bis Bingen, Hattenheim,
Hochheim, Darmstadt reichte, sich aber nicht bis Langen und Of-
fenbach ausdehnte. In diesen Golf ergossen sich von Westen die
Nahe, von Osten der Neckar, von Norden der Main, und damit
gemeinschaftlich der aus den niederhessischen Seen entspringende
Nordstrom. An den Mündungen der Flüsse sammelte sich Süsswas-
ser an; die Wirkung von Ebbe uud Fluth bedingte ein Gemisch
von süssem und salzigem Wasser, es entstanden die Brackwasser-
Ablagerungen. Derartige Gebilde spielen namentlich an der Mün-
dung des Maines und des Nordstromes eine Rolle. Hier bestanden