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Tischendorf: Anecdota sacra et profana.

und wiederum durch Cedrenus aus unserem Chronikon entlehnt sind.
Der Verfasser beruft sich aber auch auf die apostolischen Consti-
tutionen und auf die Kirchengeschicbte des Sokrates. Den Inhalt
bilden unter Anderem das Zusammentreffen des Petrus mit Si-
mon dem Magier in Rom, wo sich beide durch Wunder zu
überbieten suchen, aber doch der Apostel den Sieg davon trägt.
Da er den Tod Simon’s veranlasste, habe ihn der Kaiser Nero
zum Kreuzestode verurtheilt; Petrus aber habe sich den Kopf
nach unten gerichtet kreuzigen lassen , um sich nicht dem
Herrn gleich zu stellen. Nach Vorgang des Eusebius wird unter
Bezugnahme auf 2 Timoth. 4, 16 von des Paulus erster Verthei-
digung, im zweiten Jahre nach Petrus’ Tode, und sodann von einer
zweiten Gefangenschaft gesprochen. Am 29. Juni, dem Jahrestage
der Kreuzigung des Petrus, Markus, Lukas und Jacobus des Gottes-
bruders, sei Paulus durch das Schwert gestorben. Von Lukas wird
erzählt, er sei, da man kein trockenes Holz fand, an einem frucht-
tragenden Oelbaume gekreuzigt worden. Ausführlicher ist der Be-
richt über Jacobus. Rein aus seiner Mutter Leibe kommend habe
er keine geistigen Getränke genossen, nichts Lebendiges (d. h. kein
Fleisch) gegessen, nicht, gebadet; seine Kniee seien von fortwähren-
dem Beten hart wie die eines Kameeles gewesen; daher sei er ge-
nannt worden der Gerechte und o/3/Ua<j (die andere Handschrift hat
oßÄtag), welches Wort durch rou Aaov xal dmaLOfjvv)]
erklärt wird. Einst sei ihm der Teufel erschienen in Gestalt des
Behemoth, der Hiob 40. 41 beschrieben wird, aus welchen Kapiteln
bedeutende Stücke ausgeschrieben werden in einem Texte, der sich
dem vaticanischen sehr nähert. Endlich wird des Jacobus Tod er-
zählt. Die Juden stürzten ihn von den Zinnen des Tempels; unten
angekommen habe er auf den Knieen für sie gebetet, bis ihn ein
Tuchwalker mit einem Stücke Holz auf den Kopf geschlagen und
so getödtet habe. Hierauf sei sofort die Belagerung Jerusalems er-
folgt. Den Schluss macht die von Cedrenus etwas abweichende
Erzählung von der Begünstigung des Christenthumes durch den Kaiser
Tiberius, und der Briefwechsel des Königs Abgarus mit Christus.
— Noch weit deutlicher aber tragen das Gepräge des apokryphi-
schen Ursprungs zwei andere mit phantastischer Willkür ausgestattete
Schriften. Die erste ist die pseudoepiphanische Schrift über die
Lebensgeschichten der Propheten, welche wir hier nach zwei pariser
Handschriften des 10. Jahrhunderts vollständig abgedruckt finden,
da sie sowohl unter sich, als auch von der Ausgabe Petau’s in den
Werken des Epiphanias beträchtlich abweichen.

(Schluss folgt.)
 
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