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Nr. 36. HEIDELBERGER 1857.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
II.
21. Mittheilung des Herrn Prof, von Dusch „über ei-
nen Fall von Schimm e 1 bi 1 dung in der menschlichen
Lunge“, am 1. Mai 1 8 5 7.
Es reiht sich dieser Fall an die von Sluyter, Hasse, Weicker,
Virchow und Friedreich beschriebnen von Aspergillus-Bildung in der
Lunge an.
In einem umschriebenen, oberflächlich gelegenen Brandheerdeeiner
an Tuberkulose des Uro-Genitalapparates und der Lungen verstor-
benen Frau von 69 Jahren, fand sich an einer mehr trocknen Stelle
die Verschimmlung schon äusserlich für das Auge erkennbar. Die
von Dr. Pagenstecher und dem Redner vorgenommene Untersuchung
bestätigt im Allgemeinen die von Virchow (Archiv, Bd. IX.) gelie-
ferte Beschreibung vollständig. Der Pilz bildet schon an feuchteren
Stellen ein Gewirre, welches aus dem Mycelium (Wurzellager) be-
steht; an den trocknern Orten erheben sich lange Fruchtstiele, welche
die Köpfchen, Receptacula, tragen, mit den dicht gedrängt aufsitzen-
den Basidien und Sporenkörnern. Die gehäuften Fruchtstiele und
Köpfchen bilden hier die grau grünlichen Rasen.
Hervorzuheben ist, dass die beiden Untersuchenden die von
Andern beschriebnen Scheidewände an dem Halse des Köpfchens
nur für Knickungsfalten , besonders an etwas welken Stielen erklä-
ren müssen, durch welche überhaupt mancherlei eigenthümliche Fi-
guren scheinbar im Innern von oben gesehener Köpfchen erschei-
nen. Die Basidien stehen mit einer sechseckigen Basis auf dem
receptaculum auf, was aus der Untersuchung mit Hebung und Sen»
kung des focus und bei starker Vergrösserung klar wird.
Im Allgemeinen zeigt dieser Fall eine grosse Uebereinstimmung
mit den früheren Beobachtungen, da, mit Ausnahme eines einzigen
Falles von Virchow, in welchem der Pilz in den Bronchien sass,
die Schimmelbildung sich in circumskripten, oberflächlichen Brand-
heerden entwickelte, welche aus hämorrhagischen Infarkten entstan-
den waren. Für eine solche Entstehungsweise der Brandheerde spricht
in diesem Falle die neben dem Brandheerde in einem andern Theile
desselben Lungenlappens vorgefundne frische sekundäre Thrombose
in Folge eines Embolus. Für die Bedingungen, unter welchen sich
dieser immer noch seltene Pilz entwickelt, mag hervorgehoben wer-
L, Jahrg. 8. Heft,
 
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