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Nr. 59. HEIDELBERGER 1857.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Schwarz: Versuch einer Philosophie der Mathematik.

(Schluss.)
Hierauf kehrt der Verf. aber doch wieder zu seiner frühem
Dialektik zurück, um näher anzugeben, wie sich die analytische
Methode zu den logischen Bestimmungen verhält. — Die logische
Natur des hohem Calculs soll einfach darin bestehen: die quanti-
tative Bestimmtheit aus der qualitativen, als ihrem letzten
Grunde, herzuleiten — und deshalb soll seine Methode in der un-
verkennbarsten Uebereinstimmung mit der Hegel’sehen dialekti-
schen Entwicklung der Logik sein, welche auch mit der Qualität
beginne und weiter als ihre wesentliche Wahrheit das Uebergehen
in die Quantität nachweise. Etc. etc. — Die H e g e 1 ’ sehe Logik
und Dialektik versteht die Kunst: sich mit Allem, was ihr beliebt
in „Uebereinstimmung zu bringen“ allerdings besser, als jede andere
Philosophie, wie namentlich die Hegel’sehe Naturphilosophie ge-
nügsam zeigt. — Die Differentiale sind jetzt wieder blosse über
sich selbst hinausweisende Tendenzen — namentlich das Diffe-
rential einer Curve, Fläche, eines Körpers habe die Tendenz: resp.
mit der Bestimmtheit eines Punktes, einer Linie, einer Fläche zu-
sammenzugehen — dann sollen sie auch wieder Nullen .oder
verfliessende Eins sein — denn die Linie sei das Diffential
einer Fläche — auch von flächenhaften Linien ist die Rede
— die punktuellen Eins, welche den besondern Werthen des Diffe-
rentialquotienten entsprechen, seien allerdings identische (?) Eins,
aber als auf sich selber bezogene und negativ gegen die übrigen
gekehrte: so gehen sie ganz und gar mit den „repellirenden*
Eins der Logik zusammen — und der Verf. zeigt auch: dass sie
als „attrahirende“ zu fassen sind! -— Etc. etc. Wir müssen
offen gestehen: dass es uns nicht möglich ist, noch länger bei die-
ser ächt Hegelschen Dialektik zu verweilen — und wir gehen
deshalb sofort zu
Abschnitt 9 über, worin Lagrange’s Functionencal-
cul besprochen wird. — Aber auch hier kehrt das frühere will-
kürliche Gerede sehr ausführlich wieder — und endlich kommt der
Verf. dahin: dass die Art des Zusammenhanges zwischen der Inte-
gral- und Differentialfunction schon allein einen Calcul gebe, und
deshalb könne es nicht weiter auffallen: dass sich dieser Standpunkt
von Lagrange’s Thsorie der analztischen Functionen historisch
geltend gemacht habe (s. oben S. 920). Der Verf. philosophirt ferner
L. Jabrg. 12. Heft.
 
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