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Nr. 31. HEIDELBERGER ’ 1851
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Anecdota sacra et profana ex Oriente et occidente allata sive No-
titia codicum graecorum, arabicorum, syriacorum, copticorum,
hebraicorum, aethiopicorum, latinorum, cum excerptis multis
maximam partem graecis et triginta quinque scripturarum an-
tiquissimarum speciminibus. Edidit Aenoth. Frid. Const. Ti-
schendorf. Lipsiae, E. Graul. 1855. XVI u. 216 S. gr. 4.
(n. 8 Thlr.)
Alexander von Humboldt sammelt in hohem Greisenalter, am
Spätabende seines Lebens, wie er es selbst zu nennen liebt, die
Ergebnisse einer langen und früchtereichen Thätigkeit in seinem
Hauptwerke, dem Kosmos, und zieht so selbst gleichsam das Facit
oder die Summe seines der Wissenschaft geweihten Lebens. Einen
solchen Rechenschaftsbericht enthält auch das uns vorliegende Werk
eines in seinem Fache nicht minder wirksamen und anerkannten,
mit Humboldt innig befreundeten Gelehrten, welcher aber noch nicht
die Hälfte der Jahre jenes Nestor erreicht hat, und dessen Lebens-
sonne, nach menschlichen Berechnungen und Hoffnungen zu urthei-
len, erst dem Zenithe ihres Laufes zustrebt und darum noch zahl-
reiche und köstliche Früchte zur Reife bringen wird. Humboldt,
der durch seine warme Theilnahme an wissenschaftlichen Bestre-
bungen jeder Art beinahe zu einem Mittelpunkte der deutschen Ge-
lehrtenwelt geworden ist, hat sich selbst durch Annahme der Wid-
mung dieses Werkes nicht weniger geehrt, als sein allverehrter Name
dem Buche zur Zierde gereichen kann. Professor Tischendorf be-
richtet in den Anecdota sacra et profana über die Erfolge seiner
Reisen, die er nach den Klöstern des Morgenlandes und den Biblio-
theken des Abendlandes gemacht hat zum Zwecke der Auffindung
bisher unbekannter Handscbriftenschätze. Und fürwahr, die Aus-
beute ist nicht gering; denn es werden uns Mittheilungen gemacht
über eine sehr beträchtliche Anzahl von kostbaren Handschriften,
welche zum Theile vollständig, meist aber nur in grösseren oder
kleineren Bruchstücken vorhanden sind. Die meisten griechischen
darunter sind in der alten Uncialschrift geschrieben, und viele, darun-
ter namentlich auch die zahlreichen Palimpfeste, zeichnen sich durch
hohes Alter aus, ja einige reichen bis in das fünfte und vierte Jahr-
hundert hinauf. Während Humboldt in seinem Werke die neuesten
Resultate der Forschungen vieler Gelehrten benutzt, welche ihm
zum Theile erst handschriftlich mitgetheilt worden sind, geben viele
der Tischendorf’schen Manuscripte, z. B. die zahlreichen georgischen,
ferner die arabischen, syrischen, koptischen, abyssinischen, drusi-
schen, hebräischen, slavonischen, den Kennern dieser Sprachen Ge-
L. Jahrg. 7. Heft. 3|
 
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