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Nr. 50.

HEIDELBERGER

1857

JAHRBÜCHER DER LITERATUR:

Literaturberichte aus Italien.
I.
Le lettere del Beato Giov. Colombini da Siena, publicate per cura di Adolfo Bar-
toli. Lucca Tip. Balafresi 1856.
Von diesem ascetischen Schriftsteller aus dem 14. Jahrhundert waren bisher
nur Bruchstücke bekannt, jetzt endlich hat Herr Bartoli die vollständige Samm-
lung seiner Briefe herausgegeben, da man in Italien jetzt allen Sprachdenk-
malen aus jener Zeit die grösste Aufmerksamkeit zuwendet, und dieses
Werk für einen kostbaren testo di lingua hält; zugleich aber dienen diese
Briefe auch zur Kenntniss des damaligen Entwicklungsganges der Volks-Bil-
dung in jener Zeit, wo die Tapferkeit der italienischen Bürger die Burgen
des germanischen Lehnwesens gebrochen hatte und dadurch die Wiederher-
stellung der Künste und Wissenschaften ermöglicht wurde. Damals kam aber
auch die religiöse Schwärmerei auf. Unter diesen religiösen Schwärmern
gab es aber auch damals wohlmeinende Männer, wie der heilige Bonaven-
tura, der seraphische Doctor genannt, der in seinen der Maria gewidmeten
Psalterien als überschwänglicher Enthusiast erscheint. Auch von diesem la-
teinischen Werke ist eine Uebersetzung unter dem Titel:
Psalterio Mariano di S. Bonaventura, tradotlo da Agostino Zanella. Verona. Tip.
Sanvido
erschienen, welche auch zu den pietistisch-mystischen Schriften jener Asce-
ten gehört.
Zu den in Italien so häufigen Biographien gehört eine Leichenpredigt
auf den Architecten Vantini:
Nelle essequie dell architetto Rodolfo Vantini; discorso dell. abb. Pietro Zambelli.
Brescia 1857. Tip. Vescovilo,
welcher sich durch den Bau des Campo santo seinerVaterstadt, Brescia, einen
bedeutenden Namen gemacht hat, welches bereits von Arici besungen worden
ist. Vantini war aber nicht blos Baumeister, sondern er hat sich auch um
die Erläuterung vaterländischer Alterthümer verdient gemacht; zugleich war
er einer der wohlhabenden Gelehrten Italiens, der eine unentgeltliche Schule
für Baukünstler eröffnete. Brescia verlor mit ihm seit Kurzem die bekannten
Männer Nicolini und Ugoni, die ihrer Vaterstadt Ehre machten.
Eine ähnliche Biographie hat der Graf Sanseverino über den aus Cre-
mona gebürtigen Cardinal Zurla herausgegeben :
Nolizie sulla vita e le opere di Placido Zurla. Milano. Tip. Ronchetti 1857.
Zurla war Benedictiner-Mönch aus Cremona, wurde zuerst Professor
der Theologie in dem Kloster S. Michele zu Murano, dann Studien-Director
in der Propaganda zu Rom. Besonders beschäftigte er sich mit der Erdbe"
L. Jahrg. 9. Heft. 50
 
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