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Nr. 32. HEIDELBERGER 1857.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Tischendorf: Anecdota sacra et profana.

(Schluss.)
Diese Lebensbeschreibungen der Propheten enthalten meist nur
Notizen über ihre (vermeintliche) Herkunft und den (angeblichen)
Ort ihres Begräbnisses, bei etlichen verknüpft mit einigen anderen
sagenhaften Erzählungen aus ihrem Leben. Nach den 16 Prophe-
ten, welche die eine Handschrift in der gewöhnlichen, die andere
in abweichender Ordnung aufführt, fügt die erstere noch Elias und
Elisa hinzu, die letztere aber, mit neu beginnender Zählung, fol-
gende: Nathan, Ahia, Joab unter Jerobeam (? es kann wohl kaum
Iddo, 2 Chron. 12, 15; 13, 12 gemeint sein), Asarja (2 Chron.
15, 1), Elias, Elisa, Sacharja (2 Chron. 24, 20), jedoch sind hier
sagenhafte Lebensumstände des Propheten gleichen Namens einge-
mischt, von welchem wir Orakel im Canon haben, Jadok (?) unter
Josias von Juda, andere ungenannte Propheten, Simon Klopas’ Sohn
und Vetter des Herrn. Am Schlüsse fordert der Verfasser die Leser
auf, um der Mühe willen, die er gehabt, für ihn zu beten, indem
er mit seinem Schriftchen grossen Nutzen gestiftet zu haben meint,
worin wir ihm allerdings nicht beistimmen können. — Noch seltsa-
meren Inhaltes ist ein Auszug „aus des Römers Elpius (Helvius?)
Archäologie kirchlicher Geschichte, über leibliche Charaktere“, des-
sen Abenteuerlichkeit sich selbst in der Sprache zu erkennen gibt,
welche nicht nur durch ganz ungewöhnliche Zusammensetzungen,
sondern auch durch ganz unerhörte, wenn nicht unerklärliche Wörter
auffällt. Es sind Beschreibungen des Aussehens zuerst Adams und
der Propheten; letztere sind die 16 canonischen, nur steht statt
Amos der Name Baruch, die Reihenfolge aber ist eine willkürliche.
Die Angaben sind kurz und geschehen meist mit Hülfe von Adjec-
tiven. Eine Hauptrolle spielen die Bärte; die meisten Propheten
haben runde Bärte, was mit GTgoyyvÄo'psvELOg bezeichnet wird.
Sehr ausführlich ist die über Christus mitgetheilte Nachricht; sie
lautet so: „üeber das herrschergleiche Aussehen unseres Herrn
Jesus Christus, was über ihn die alten Historiker (lö'roprjTcw) ge-
schrieben haben. (Die folgenden Angaben sind nun Adjective im
Accusative.) Von schönem Wüchse, mit zussammengezogenen Au-
genbrauen, schönen Augen, grosser Nase, krausen Haaren, gekrümm-
ter Haltung, gesundem Aussehen, schwarzem Barte, gelbbräunlicher
Farbe, an Gestalt seiner Mutter ähnlich, mit schlanken Fingern,
schöner Stimme, lieblicher Sprache, sehr sanft, ruhig, langmüthig,
L. Jahrg. 7. Heft. 32
 
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