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Nr. 58. HEIDELBERGER 1857.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Combe: Die Wissenschaft u. s. w.

(Schluss.)
Im fünften Hauptstücke handelt der Hr. Verf. von „Gott.“
Ihm ist Gott „das höchste Object, welchem die religiösen Regungen
eines Volkes sich zuwenden.“ Die Verschiedenheit der Gottvorstel-
lungen wird nach demselben durch die Verschiedenheit der Bildung
der Hirntheile, in welchen die Vermögen der Wunder und Ehrfurcht
ihren Sitz haben, und durch die Mannigfaltigkeit der Gegenstände,
mit welchen sich das Wunderorgan und das Organ der Ehrfurcht
in ihrer Thätigkeit verbinden können, erklärt, üeber die Entstehung
des Gottglaubens lesen wir S. 99: „Die Erscheinungen und Ver-
hältnisse der Aussenwelt rufen in dem wohlorganisirten Gehirne eines
Individuums unwillkürlich den Glauben an eine übernatürliche Macht
hervor, und besonders scheinen die Organe des Wunders, der Ehrfurcht
und Idealität mit ihren Beziehungen zu den äusseren Gegenständen
denselben zu begünstigen. Die Vernunft mag den Umständen, welche
diesen intuitiven Glauben entstehen liessen, nachforschen; sie mag
hn ausdebnen und (ihm) Tiefe verleihen; aber seine Quelle ist sie
nicht.“ Der Hr. Verf. setzt nämlich die von ihm angenommenen
innern Quellen der Religion, Wunder, Ehrfurcht und Idealität unter
die Kategorie der Gefühle. Immer aber bleiben diese von ihm an-
genommenen Quellen nur die niedern Quellen für die sinnliche Auf-
fassung der Religion. Wir gewinnen damit aber nie diejenige Quelle,
durch welche die Religion mit der Philosophie auf denselben Ursprung
zurückzuführen ist, und ohne welche nie von einer richtigen Gott-
verehrung gesprochen werden kann, die Vernunft.
Die englische Literatur hat bekanntlich seit Paleys natural theo-
logy die rationelle Begründung der Religion und Theologie durch
eine physikotheologische oder physikoteleologische Richtung vorzu-
nehmen versucht. Man will aus der vernünftigen und zweckmässi-
gen Einrichtung der ganzen Natur, der Himmelskörper, des Erdkör-
pei’3 und aller seiner unorganischen und organischen Producte und
der Theile und Organe derselben im Innern und Aeussern die gött-
liche Weltregierung, die Annahme eines allem Einzelnen zu Grunde
liegenden unendlichen, göttlichen Lebens nachweisen. Diesen Weg
schlägt nun auch der Hr. Verf. im sechsten Hauptstücke ein, in
welchem er die göttliche Institution (Einrichtung) in der physischen
(körperlichen) und in der intellectuellen (geistigen) Welt nachzu-
weisen bemüht ist. Die geistige Weltordnung wird aus der ursprüng-
L. Jahrg. 12. Heft. 58
 
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