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Mr. 47. HEIDELBERGER 1857,
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Schlottmann: J. v. Hammer.

(Schluss.)
H. v. H. hat sich gewiss oft sagen müssen, dass er sich in Folge sei-
ner allzugrossen Eilfertigkeit manche Blösse gegeben, denn er hielt sich
keineswegs für infaillible, und war einer in schonender Form ange-
brachten Zurechtweisung nicht so unzugänglich wie der Verf. glaubt,
seine Kritiker aber haben eingesehen, dass ein Mann wie H. v. H.
der, trotz seiner Unvollkommenheiten, zur Förderung der orientali-
schen Wissenschaft so unendlich viel gethan, doch eine gewisse
Schonung und Nachsicht verdiente, dass sie, wenn auch im Einzel-
nen, weil sie ihre geistige Kraft mehr concentrirt, gründlicher als er,
ihm doch vieles verdanken und im grossen Ganzen der orientali-
schen Philologie weit hinter ihm zurückstehen müssen. Der Verf.
wusste wahrscheinlich von den weitern Beziehungen des Verstorbe-
nen zu Ref. und Fleischer nichts, sonst würde er gewiss die ganze
Samachscharifehde nicht nochmals in extenso mitgetbeilt haben, denn
Ref. wenigstens macht es gar keine Freude, was er vor zwanzig
Jahren gegen H. v. H. oder dieser gegen ihn geschrieben, obgleich
diese Polemik keinen persönlichen Charakter trägt, jetzt nochmals
aufs Neue zu lesen und den Verwandten und Freunden des Ver-
storbenen wieder ins Gedächtniss zurückgerufen zu wissen. So viel
Ausführlichkeit erforderte eine Widerlegung des Fallmerayer’schen
Aufsatzes nicht. Männer der Wissenschaft, nicht gerade Orientali-
sten , sondern auch Historiker und selbst andere Literaten , die nur
einigermassen mit der Tagesliteratur vertraut sind, kennen längst
die Grenze, innerhalb welcher H. v. H. in Wahrheit gepriesen
und bewundert werden kann, und wissen auch recht gut das über-
strömende Lob seines Panegyrikers in sein Bett zurückzuführen, so
wie dessen Tadel über frühere Gegner des Dahingeschiedenen auf
ein rechtes Maas zu reduciren. Einiger gewöhnlichen Dilettanten
willen ein förmliches Todtengericht halten wo schon beim Leben des
Gerichteten manch gewichtiges Urtheil gefällt worden ist, scheint uns
eine überflüssige Arbeit, für die Nachwelt aber sind die Werke des H.
v. H. selbst, so wie die seiner Kritiker, manche frühere Aufsätze
der Ällg. Zeitung, Recensionen der hiesigen Jahrbücher, der Göttin-
ger Anzeigen, des Leipziger Repertoriums, der Jenaer Literatur-
zeitung, des Journal des Savants und anderer Zeitschriften voll-
kommen genügend, um sie vor einem allzublinden Glauben an den
Nachruf des H. Fallmerayer zu bewahren. Diesem hätte höchstens
ein andrer kurzer Aufsatz, in welchem auf das Urtheil sachverstän-
L. Jahrg. 10. Heft. 47
 
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