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Literaturberichte aus Italien.
heit in Deutschland angefochten worden, dessen Urschrift aber von der Aca-
demie von Turin nach dein hier vorliegenden Bericht sich bewährt hat. Das
merkwürdige Gedicht wurde auch in Berlin gedruckt1).
Der berühmte Professor des Völkerrechts Ritter Mancini hielt dieses Jahr
in Turin Vorlesungen über das Seerecht. Der von ihm bekannt gemachte
Leitfaden darüber zeigt die Reichhaltigkeit dieses Gegenstandes2).
Die Herzogin von Genua hat die Bibliothek ihres verstorbenen Gemahls
— eines sehr gelehrten Artillerie-Offiziers — der Oeffentlichkeit bestimmt;
sie hat zum Bibliothekar den als Militair-Schriftsteller rühmlichst bekannten
ehemaligen Grossherzogi. Toscanischen Kriegs-Minister Mariano d’Ayala er-
nannt, von dessen Schriften wir hier nur seine Geschichte der Kriegskunst in
Italien3) erwähnen, worin er beweist, dass besonders nach dem Wiederauf-
leben der Wissenschaften Italien in der Kriegskunst die Lehrerin der andern
Völker wurde. Das Germanische Feudalwesen, demokratischen Ursprungs,
hatte die Monarchie um allen Halt gebracht, es wurde von den italienischen
Städten gebrochen, welche so lange dem Kaiser treu blieben, bis die Päbste
sie zum Aufstand brachten. Da waren es die Bürger von Brescia, welche als
Anhänger des Pabstes sich zum ersten Male der Erfindung des Schiesspulvers
bedienten, um dem Kaiser Heinrich dem Lützelburger Widerstand zu leisten.
Auch die Bürger von Florenz, wo aus den reichen Handelsherren die Mediceer
hervorgingen, die durch Heirath bald in Verbindung mit den grössten Mo-
narchen Europas kamen, hatten 1326 bereits Kanonen, die von Perugia be-
dienten sich schon der kleinen Pistolen neben grobem Geschütz im Jahre 1351
und die von Padua beschossen Mestre 1379 mit Racketten. Die classischen
Werke von Polybius und Vegez waren unter der Herrschaft der nordischen
Barbaren ganz vergessen worden, da war Egidio Colonna aus Rom, Professor
des Staatsrechts in Paris, Erzieher Philipps des Schönen, der erste, welcher
über Kriegskunst schrieb, und der Markgraf von Montferrat folgte ihm 1330
nach. So fährt unser gelehrter Ayala fort, die Kriegskunst in Italien und ihre
Literatur bekannt zu machen, nachdem wir ihm schon mehrere Werke über
seine Wissenschaft verdanken4).
Ein treffliches Werk ist von Stephan Jacini über den Grundbesitz und die
Bevölkerung der Lombardei5) zu Mailand herausgegeben worden, welches über
die Frage des getheilten Eigenthums sehr wichtige Aufschlüsse giebt. Wir
erwähnen hieraus nur, dass die Lombardei nächst Belgien die meisten Grund-
besitzer hat. Dort ist der 7. Mensch Grundbesitzer, in der Lombardei der 8.,
da man hier 345,000 Grundbesitzer zählt; werden hiervon die Hausbesitzer
9 Ihaletus Sardiniae Rex, carmen inceunte seculo VIII compositum, a G.
Martini publicatum, repetendum curavit J. F. Neigebaur. Vratislaviae. 1852.
apud F. E. C. Leuckart.
2) Introduzione alla Studio del diritto publico maritimo dal G. S. Man-
cini. Torino. Tip. Ferrero.
3) Della arte militare in Italia di M. d’Ayala. Firenze. Tip. Le Monnier.
4) Le vite de piu celebri capitani e soldati Neapolitani.
Lettere del soldato Italiano.
Degli esserciti nationali.
s) La proprieta fondiaria e le popolazioni agricoli della Lorn'bardia, di
Stefano Jacini. Milano. 1856. Tip. Civelli.
Literaturberichte aus Italien.
heit in Deutschland angefochten worden, dessen Urschrift aber von der Aca-
demie von Turin nach dein hier vorliegenden Bericht sich bewährt hat. Das
merkwürdige Gedicht wurde auch in Berlin gedruckt1).
Der berühmte Professor des Völkerrechts Ritter Mancini hielt dieses Jahr
in Turin Vorlesungen über das Seerecht. Der von ihm bekannt gemachte
Leitfaden darüber zeigt die Reichhaltigkeit dieses Gegenstandes2).
Die Herzogin von Genua hat die Bibliothek ihres verstorbenen Gemahls
— eines sehr gelehrten Artillerie-Offiziers — der Oeffentlichkeit bestimmt;
sie hat zum Bibliothekar den als Militair-Schriftsteller rühmlichst bekannten
ehemaligen Grossherzogi. Toscanischen Kriegs-Minister Mariano d’Ayala er-
nannt, von dessen Schriften wir hier nur seine Geschichte der Kriegskunst in
Italien3) erwähnen, worin er beweist, dass besonders nach dem Wiederauf-
leben der Wissenschaften Italien in der Kriegskunst die Lehrerin der andern
Völker wurde. Das Germanische Feudalwesen, demokratischen Ursprungs,
hatte die Monarchie um allen Halt gebracht, es wurde von den italienischen
Städten gebrochen, welche so lange dem Kaiser treu blieben, bis die Päbste
sie zum Aufstand brachten. Da waren es die Bürger von Brescia, welche als
Anhänger des Pabstes sich zum ersten Male der Erfindung des Schiesspulvers
bedienten, um dem Kaiser Heinrich dem Lützelburger Widerstand zu leisten.
Auch die Bürger von Florenz, wo aus den reichen Handelsherren die Mediceer
hervorgingen, die durch Heirath bald in Verbindung mit den grössten Mo-
narchen Europas kamen, hatten 1326 bereits Kanonen, die von Perugia be-
dienten sich schon der kleinen Pistolen neben grobem Geschütz im Jahre 1351
und die von Padua beschossen Mestre 1379 mit Racketten. Die classischen
Werke von Polybius und Vegez waren unter der Herrschaft der nordischen
Barbaren ganz vergessen worden, da war Egidio Colonna aus Rom, Professor
des Staatsrechts in Paris, Erzieher Philipps des Schönen, der erste, welcher
über Kriegskunst schrieb, und der Markgraf von Montferrat folgte ihm 1330
nach. So fährt unser gelehrter Ayala fort, die Kriegskunst in Italien und ihre
Literatur bekannt zu machen, nachdem wir ihm schon mehrere Werke über
seine Wissenschaft verdanken4).
Ein treffliches Werk ist von Stephan Jacini über den Grundbesitz und die
Bevölkerung der Lombardei5) zu Mailand herausgegeben worden, welches über
die Frage des getheilten Eigenthums sehr wichtige Aufschlüsse giebt. Wir
erwähnen hieraus nur, dass die Lombardei nächst Belgien die meisten Grund-
besitzer hat. Dort ist der 7. Mensch Grundbesitzer, in der Lombardei der 8.,
da man hier 345,000 Grundbesitzer zählt; werden hiervon die Hausbesitzer
9 Ihaletus Sardiniae Rex, carmen inceunte seculo VIII compositum, a G.
Martini publicatum, repetendum curavit J. F. Neigebaur. Vratislaviae. 1852.
apud F. E. C. Leuckart.
2) Introduzione alla Studio del diritto publico maritimo dal G. S. Man-
cini. Torino. Tip. Ferrero.
3) Della arte militare in Italia di M. d’Ayala. Firenze. Tip. Le Monnier.
4) Le vite de piu celebri capitani e soldati Neapolitani.
Lettere del soldato Italiano.
Degli esserciti nationali.
s) La proprieta fondiaria e le popolazioni agricoli della Lorn'bardia, di
Stefano Jacini. Milano. 1856. Tip. Civelli.