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Nöldeke, Sprenger, Muir und Reinaud über Mohammed und den Koran. 3
hammed’s, viel kürzer gefasst sein dürfte. Er geht in viele Details
ein, die uns wenig oder gar nicht interessiren und die nicht einmal
von ihm zuerst geboten werden. So füllt zum Beispiel das Treffen
von Bedr das ganze 12. Kapitel, von Seite 82—128, aus. Was
sind die Hauptzüge dieses Treffens ? Mohammed zieht mit 314 Mann
von Medina aus, um eine aus Syrien zurückkehrende mekkanische
Karawane zu überfallen; die Mekkaner werden davon benachrichtigt
und eilen zum Schutze ihrer Karawane herbei, werden aber bei Bedr
geschlagen. Ref. selbst hat schon dieses Treffen , weil es das erste
bedeutendere zwischen den Mekkanern und Mohammed war, ziem-
lich ausführlich auf zwölf Seiten seines „Mohammed“ dargestellt.
Noch mehr in’s Einzelne ist Hr. Caussin de Perceval in seinem „essai
sur l’histoire des Arabes etc.“ gegangen, wozu also eine nochma-
lige Erzählung dieses zu einem kleinen Treffen gewordenen Raub-
zugs? Das Schlimmste ist aber, dass, trotz dieser scheinbaren Ge-
nauigkeit und Gründlichkeit, doch die Hauptsache ausgelassen oder
eigentlich falsch angegeben ist, obgleich der Verf. aus dem Werke
des Ref., das er an andern Stellen häufig citirt, oder wenigstens be-
nutzt hat, sich hätte darüber besser unterrichten können. Die Zahl
der Mohammedaner, welche nach Bedr zogen, schwankte nämlich
zwischen 308 und 323, die der Mekkaner, welche zum Schutze der
Karawane auszog, betrug etwa 950 Mann. Von diesen kehrten aber,
wie Ref., aus den Quellen nachgewiesen hat (S. 105. N. 140), alle
Zuhriten, welche 300 Mann betragen haben sollen, und viele Ein-
zelne, aus andern Geschlechtern, nach Mekka zurück, als sie hörten,
dass die Karawane, welche sie beschützen wollten, bereits auf Um-
wegen in Sicherheit gebracht worden. Es mochten also kaum noch
5—600 Mekkaner am Treffen von Bedr Theil genommen haben,
und betrachtet man die vielen Nebenumstände, welche die Moslimen
begünstigten, so erscheint uns ihr Sieg gar nicht mehr als ein wun-
derbarer. Hr. Muir erwähnt aber gar nichts von dieser Rückkehr
eines Drittheils der Ungläubigen und schreibt (Bd. III. S. 126):
Mohammed konnte recht gut das Treffen von Bedr als eine beson-
dere Dazwischenkunft der Gottheit zu seinen Gunsten darstellen, in-
dem er einen entscheidenden Sieg über einen Feind davon trug, der
ihm an Zahl dreifach überlegen war („a force three times bis own
in number“). Auch der grössere Theil des ersten Bandes, der näm-
lich, welcher die ältere Geschichte Arabiens betrifft, ist, wie Hr.
Muir selbst gesteht, aus dem Werke Caussin de Perceval’s entnom-
men, dessen chronologisches System er auch adoptirt, obschon es
längst von Ref. und Andern verworfen und als unhaltbar erklärt
worden ist. Von grossem Werthe hingegen ist das erste Kapitel
der Einleitung, welches sich mit den Quellen zu einer Lebensbe-
schreibung Mohammed’s beschäftigt und die verschiedenen Stufen
ihrer Glaubwürdigkeit erwägt. In Bezug auf den Koran, die älteste
und zuverlässigste Quelle, glaubt der Verfasser, dass, obgleich er
erst mehrere Jahre nach dem Tode Mohammed’s gesammelt worden
 
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