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Nr. 2.

HEIDELBERGER

1870.


Schliemann (Henry)·, lihaque le Peloponnese, Troie, recherches ar-
cheologiques. Paris, Rheinwald 1869. XVI. 232. 8. (Auch deutsch
erschienen).
Ein Deutschei', der durch glückliche Operationen sich rasch
vom armen Ladenjungen zum reichen Mann emporgearbeitet und
nachdem er die Welt umsegelt, den Norden Europa’s und Aegyp-
ten bis zur zweiten Katarrakte bereist, französisch, russisch, hol-
ländisch, spanisch, italienisch, portugiesisch und arabisch sprechen
gelernt, sich dann der classischen Sagen seiner Knabenzeit erinnert,
den Handel aufsteckt, um ganz der Litteratur und Archäologie zu
leben; der dann nach zweijährigem Studium Homers sich aufmacht,
um die heiligen Oerter der Ilias und Odyssee zu besuchen und
daselbst im Sonnenbrand, buchstäblich bei Wasser und Brod neben
seinen Arbeitern Hacken und Spate führt und am Abend die
griechischen Dorfbewohner durch Vorlesen des Homer und im-
provisirte üebersetzung in ihren Dialekt bezaubert — ein solcher
Mann verdient über seine Ausgrabungen und topographischen Stu-
dien gehört zu werden, auch wenn deren Resultate der bisherigen
Tradition mehrfach widersprechen.
Nach ihm ist der grosse Fluss Mendere, der die troische
Ebene durchströmt, nicht der Simois, sondern der Scamander, und
Simois ist der Doumbrek-Sou, welcher von einem Thal von Osten
her sich am Fusse von Neu-Ilium in den Mendere ergiesst. Nach
ihm ist Neu-Ilium das alte, ist ferner die Insel Asteria, welche
die Odyssee zwischen Ithaka und Same versetzt, keineswegs in
dem Eiland Daskalion zu erkennen, sondern jetzt spurlos versunken,
während auf Ithaka die Quelle Arethusa noch fliesst, die Nym-
phen in der Tropfsteinhöhle des Phorkyshafens ihre steinernen
Teppiche noch weben und die Kinder der κονροτρο'φοί; jetzt noch
auf den Namen von Telemach und Penelope getauft werden. Nicht
nur stehen von der Burg des Ulysses auf dem Berg Aötos noch
kyklopische Mauern, sondern auch der Weg dahin ganz in den
abschüssigen Felsen gehauen, 4 Meter breit und je nach 20 Schritt
von einem Thurm vertheidigt, ist noch gangbar. Die Aussicht
nach dem leukadischen Felsen und südlich nach den blauen Höhen
des Peloponnes, rechts · die ernsten Bergkuppen Akarnaniens und
links die steil dem Meer entsteigende Küste von Cephalonia, diese
herrlische Aussicht erklärt das Heimweh, welches einst den In-
haber dieses Schlosses immer wieder nach dieser steinigen Höhe
zog. Ein Thurm aus grob behauenen Werkstücken, 6m,66 ins Ge-
LXIII. Jahrg. 1. Heft. 2
 
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