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Nr. 14.

HEIDELBERGER

1870.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Hermann Hüffer, Die Politik der deutschen Mächte im Revo-
lutionskriege bis zum Frieden von Campo Formio. Münster
1869. 242 S. 8.
Wenn Bücher, welche von Irrthümern und unbegründeten An-
klagen voll sind, immerfort neue Auflagen erleben, so ist es Pflicht,
dem dadurch sich vergrössernden schädlichen Einflüsse auf die
öffentliche Meinung, durch Aufklärungen über ihren Inhalt zu be-
gegnen. Mit dem ungerechten Richter steht der parteiische Ge-
schichtschreiber auf gleicher Stufe. Darum wird mit einer Schild-
erhebung gegen den einen, wie gegen den andern, der Wahrheit
und Gerechtigkeit der ganz gleiche dankeuswerthe Dienst geleistet.
Wohl dürften H. Professor Hüffer derartige Anschauungen ge-
leitet haben, als er voriges Jahr den 1. Band seiner diplomatischen
Verhandlungen aus der Zeit der französischen Revolution (mit dem
Nebentitel: Oesterreich und Preussen etc.) erscheinen liess. In der
Darstellung des Thatsächlichen mit Vivenot, seinem Vorgänger in
dieser Geschichtspartie, meist übereinstimmend, erfuhren die zahl-
reichen von H. v. Sybel in seiner Geschichte der Revolutionszeit
gegen Oesterreich erhobenen Anklagen und Ausfälle eine so gründ-
liche Widerlegung, dass H. v. Sybel sowohl in seiner Zeitschrift
als in einem Ergänzungsbande zu seiner Geschichte, eine Polemik
anknüpfte, welche Hüffer aufnahm und in dem überschriftlich ge-
nannten Werke auf Grundlage von neuem, selbstgesammelten und
ihm durch Vivenots Publicationen (Thugut, Clerfayt und Wurmser)
zu Theil gewordenen Materiale so schlagend entschied, dass sie
nun um so eher für geschlossen betrachtet werden kann, als
die nächsten Publicationen von Aktenstücken des Wiener Staats-
archives nur neue Zeugenproben für Hüffer und Vivenot liefern
dürften.
Wir haben diese nicht Allen bekannten Vorgänge hauptsäch-
lich dessbalb recapitulirt, damit die Benützung der genannten
Hüffer’schen Duplik von künftigen Geschichtschreibern nicht unter-
lassen oder wohl gar auf Sybels Replik, aus der jedenfalls zu ersehen
ist, welcher Waffengattungen derselbe zu seiner Vertheidigung
sich bedient, fortgebaut werde.
Im ersten Abschnitte seines Werkes behandelt Hüffer das Zer-
würfniss Oesterreichs und Preussens, welches aus Anlass der zweiten
Theilung Polens, von welcher Oesterreich gänzlich ausgeschlossen
wurde, entstand. Er weist die Beschuldigung Sybels: »dass der
Rhein nur dessbalb an die Franzosen verloren ging, weil in der
LXIU. Jahrg. 3. Heft 14
 
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