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Nr. 30. HEIDELBERGER 1870.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Lor eilt: Wimpfen am Neckar.

(Schluss.)
Eine besondere Aufmerksamkeit ist den in der Kirche befind-
lichen Grabdenkmälern gewidmet, von welchen wir nur diejenigen
des in der Wimpfener Schlacht, 1622, gefallenen Reiteroberst
Philipp Jakob von Fleckenstein, der
»quondam Mavortius heros,
qui nulli intrepida mente secundus erat«
genannt ist, und des Johannes Bartenbach (»Altarista in monte
Wimpinensi«) horvorheben. Letzteres aus einer Broncetafel be-
stehend, gibt in den schwülstigen Versen
»Saecula jam ter quinque volant bis quinaque lustra
Praecipitique fugit septima bruma pede
Solvit Johannes cum Bartenbach sua vitae
Munia, Wimpini gloria vera soli etc.«
das Todesjahr 1557 an, während die Umschrift des Grabsteins den
4. Februar 1505 hat, wenn nicht S. 199 ein Druckfehler unter-
laufen ist. Denn die erstere Jahreszahl scheint auch darum die
richtigere, weil die Grabschrift des 1551 verstorbenen Beneficiaten
Johannes Faber (S. 214—215) von demselben Gelegenheitsdichter
nach ihren stilistischen Eigenthümlichkeiten herzurühren scheint.
Bei Beschreibung der Sacristei (S. 215 ff.) ist besonders be-
merkenswerth ein »Korporalekästchen«, welches, mit der Jahres-
zahl 1488, ein Veronica-Schweisstuch enthält, ein Gemälde, welches
von Prof. Eberlein in Stuttgart dem Michael Wolgemuth zugeschrie-
ben wird, oder wenigstens seiner Schule, während Freiherr von
Aufsess der Ansicht ist, es sei eine Copie nach einem Kupferstiche
von Μ. Schongauer, genannt Schön. Auch ein Kelch von vergol-
detem Silber aus dem 13. Jahrhundert ist kunstgeschichtlich be-
merkenswerth und die Beiträge zur Geschichte der Kirche (S. 219)
sind dankenswerthe Führer durch dieses beachtenswerthe Bauwerk.
Das oben erwähnte Grabdenkmal des Messpriesters Bartenbach
ergänzt auch die (S. 151 u. S. 52) gegebene Geschichte der Ein-
führung der Reformation in Wimpfen. Nach der von Freiherrn
Dietrich von Gemmingen auf Gutenberg vermittelten Einführung
der Reformation durch Erhard Schnepf — den spätem Reformator
Wirtemberg’s — um 1523, muss, wahrscheinlich in Folge des In-
terims der katholische Cultus in der Mariakirche wieder eingeführt
worden und auch nach dem Augsburger Religionsfrieden herrschend
LXIH. Jahrg. Ö. Heft. 30
 
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