»·»· HEIDELBERGER 1370.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verb an dI ungen des naturhistoriscli * in edizini sehen
Vereins zu Heidelberg.
(Fortsetzung.)
Man betritt zuerst einen Hof, in dem ein grosses, auch jetzt
mit Wasser gefülltes Bassin mit Myrthenhecken umpflanzt ist und
der davon gewöhnlich der der Myrthen, aber auch patio de la
alberca, Hof des Reservoirs, und endlich auch das Frauen-
bad, mezonar, genannt wird. Ich glaube der maurischen Sitte
würde die letztere Bestimmung nicht entsprochen haben und
der Hof wird wohl nur die Bedeutung eines Sitzplatzes gehabt
haben. Verlässt mau diesen Raum, so findet man jenseits den
zweiten noch vornehmem H.of der Löwen, dessen Mitte der be-
kannte von roh in Stein gehauenen, eigentlich nur angedeuteten,
Löwen umgebene Springbrunnen bildet. Während er vor der Re-
stauration dicht bewachsen war, bat man ihn jetzt mit Pflanzen in
grossen Kübeln passend geschmückt und der Boden von Steinplat-
ten wird wieder wie früher durchzogen von den abgeleiteten klaren
Bächen. Diese beiden Höfe sind umgeben von den zierlichen Co-
lonnaden, die namentlich vom patio de los leones durch Abbildun-
gen so bekannt sind. Man zählt hier 128 Säulen, alle früher von
weissem Marmor, jetzt zum Theil durch geringere ersetzt. Die
Säulen tragen auf den vielfach ausgerandeten arabischen Hufeisen-
bögen den Rand des von allen Seiten dem Hofe zugeneigten Daches,
auf welchem die bunten Original-Ziegel verschwunden sind. Auf
den beiden kurzen Seiten springt eine besonders kunstvoll gear-
beitete Gruppe zu einer Art porticus oder Pavillon hervor und
zeigt auf zum Theil gepaarten Säulen die zierlichst durchbrochenen
Bögen. Dieser Hof ist daun von besonders schönen und berühmten
Sälen oder Hallen umgeben. Rechts der Saal der Abencerragen.
Noch zeigt man in röthlichen Flecken die angeblichen Spuren des
Blutbades, welches hier verrätherisch Boabdil (Abu-Abdallah) den
tapfern Nachkommen des Abu-serraj veranstaltete, sich selbst so
den Untergang vorbereitend. Dann grade aus der Saal des Tribunals,,
welcher die als unermessliche Kostbarkeit gepriesene auf’s zierlichste
emaillirte Porzellanvase birgt, von welcher aber ein Kunstliebhaber
ein Ohr abgeschlagen hat. Man sagt, sie sei ganz mit Gold ge-
füllt gefunden worden. Die Decke dieses Saals ist mit einfachen
Malereien geschmückt, besonders auch einer Abbildung des Löwen-
hofes selbst in dem alten Zustande. Falls die Araber diese
LXI1I. Jahrg. 5. Heft. 24
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verb an dI ungen des naturhistoriscli * in edizini sehen
Vereins zu Heidelberg.
(Fortsetzung.)
Man betritt zuerst einen Hof, in dem ein grosses, auch jetzt
mit Wasser gefülltes Bassin mit Myrthenhecken umpflanzt ist und
der davon gewöhnlich der der Myrthen, aber auch patio de la
alberca, Hof des Reservoirs, und endlich auch das Frauen-
bad, mezonar, genannt wird. Ich glaube der maurischen Sitte
würde die letztere Bestimmung nicht entsprochen haben und
der Hof wird wohl nur die Bedeutung eines Sitzplatzes gehabt
haben. Verlässt mau diesen Raum, so findet man jenseits den
zweiten noch vornehmem H.of der Löwen, dessen Mitte der be-
kannte von roh in Stein gehauenen, eigentlich nur angedeuteten,
Löwen umgebene Springbrunnen bildet. Während er vor der Re-
stauration dicht bewachsen war, bat man ihn jetzt mit Pflanzen in
grossen Kübeln passend geschmückt und der Boden von Steinplat-
ten wird wieder wie früher durchzogen von den abgeleiteten klaren
Bächen. Diese beiden Höfe sind umgeben von den zierlichen Co-
lonnaden, die namentlich vom patio de los leones durch Abbildun-
gen so bekannt sind. Man zählt hier 128 Säulen, alle früher von
weissem Marmor, jetzt zum Theil durch geringere ersetzt. Die
Säulen tragen auf den vielfach ausgerandeten arabischen Hufeisen-
bögen den Rand des von allen Seiten dem Hofe zugeneigten Daches,
auf welchem die bunten Original-Ziegel verschwunden sind. Auf
den beiden kurzen Seiten springt eine besonders kunstvoll gear-
beitete Gruppe zu einer Art porticus oder Pavillon hervor und
zeigt auf zum Theil gepaarten Säulen die zierlichst durchbrochenen
Bögen. Dieser Hof ist daun von besonders schönen und berühmten
Sälen oder Hallen umgeben. Rechts der Saal der Abencerragen.
Noch zeigt man in röthlichen Flecken die angeblichen Spuren des
Blutbades, welches hier verrätherisch Boabdil (Abu-Abdallah) den
tapfern Nachkommen des Abu-serraj veranstaltete, sich selbst so
den Untergang vorbereitend. Dann grade aus der Saal des Tribunals,,
welcher die als unermessliche Kostbarkeit gepriesene auf’s zierlichste
emaillirte Porzellanvase birgt, von welcher aber ein Kunstliebhaber
ein Ohr abgeschlagen hat. Man sagt, sie sei ganz mit Gold ge-
füllt gefunden worden. Die Decke dieses Saals ist mit einfachen
Malereien geschmückt, besonders auch einer Abbildung des Löwen-
hofes selbst in dem alten Zustande. Falls die Araber diese
LXI1I. Jahrg. 5. Heft. 24