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Ir. 4.

HEIDELBERGER

1870.



Philosophische Schriften von Dr. Franz Hoffmann, ordentlichem
Professor an der Universität Würzburg, Ritter des Michael-
ordens erster Klasse und auswärtigem Mitglied der Acadernie
der Wissenschaften in München. Zweiter Band. Erlangen.
Andreas Oeichert. 1869. XXXVI u. 453 S. gr. 8.
Ueber die Bedeutung Baader’s, bat sich neuerdings J. H. Fichte
dahin erklärt*), dass derselbe vor allen Anderen die Einsicht
wiederum geweckt hat, wie ohne die stetige und stets neu be-
lebende Einwirkung des göttlichen Geistes in den menschlichen,
dieser todt und in Selbstigkeit erstarrt und dem Einerlei des
Naturlaufes und des Sinnenbewusstseins verfallen bleibt und wie
namentlich jeder eigentliche Culturfortschritt im ganzen Geschlechte
und im Einzelgeiste letztlich oder ursprünglich nur aus jener gött-
lichen Immanenz begreiflich wird. Auch hebt derselbe Kenner
noch hervor, dass Baader den mit den seinigen scheinbar ver-
wandten Lehren des Pantheismus auch nicht um eines Schrittes
Breite ein Zugeständniss gemacht, sondern gerade den Pantheismus
von Innenher widerlegt und hiemit seine eigene Lehre zu einem
der wichtigsten Wendepunkte der neueren Philosophie erhoben bat.
Derart urtheilt J. H. Fichte über die Bedeutung Baader’s. Nun
ist zwar die Einsicht, von welcher Fichte spricht, längst und im-
merfort vorgetragen worden von Seite der Theologie ; allein Baader
hat sie sammt der Offenbarung hereingenommen in das Ganze der
Philosophie und hat Alles vom Standpunkt des christlichen Selbst-
bewusstseins aus zu beleuchten vei sucht, zuoberst aber hat er es
durch seine theosophischen, mit Jacob Böhme’s Anschauungen zu-
sammenstimmenden Ausführungen begründen wollen. Was hiebei
seinen Anregungen von Anfang an bis heute sehr im Wege steht,
ist nicht nur seine ungeregelte Darstellungsweise — eine Darstel-
lungsweise, welche zwar Alexander Jung (Ueber Fr. v. Baader’s
Dogmatik, Erlangen 1 868) schön mit einem das Erdreich erquicken-
den prächtigen Gewitter vergleicht, welche jedoch den Einblick in
das und den Ueberblick über das, was Baader in der einen und
anderen seiner Aufsätze will, dem Ungewohnten ausserordentlich
erschwert und nicht Wenige vom Studium jener Schriften gänzlich
abzuschrecken vermag — es ist, wie gesagt, nicht nur solche Dar-
stellungsweise ein grosses Hinderniss bislang gewesen, sondern

*) Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Neue Folge,
LIII, 2.
LXIII. Jahrg. 1. Heft.

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