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Hoffmann: Philosophische Schriften,

auch und vielleicht noch mehr einerseits die anerkennende Stellung
B.’s zur Offenbarung und andrerseits die falsche Ansicht der Leute,
als ob lediglich eine gegen die Offenbarung sich sperrende Ver-
nunft über die Offenbarung ein umfassendes und eindringendes
Urtheil abgeben könnte: während doch die Philosophie, sofern sie
mit der Offenbarung zu thun hat, nimmer zurecht kommen
kann, ohne dass sie sich auf die Offenbarung und umgekehrt
in sich diese einlasse, ähnlich wie sie an die anderen Erkenntnis-s-
gebiete, um derselben schliesslich mächtig zu werden, zuvörderst
willig herantreten und ihnen sich eröffnen muss. Ebendarum ist
hinwieder das Bedürfniss, den Geist mit der ihm nöthigen Lebens-
speise zu nähren, früher und heutzutage solchen Lehren, wie denen
B.’s entgegengekommen. Dazu haben, was B. speciell anbelangt,
Männer, die sich als seine Schüler bekennen, unablässig bis heute
für ihres Meisters Anerkennung gewirkt. Unter ihnen ist es be-
kanntlich Franz Hoffmann, welcher nicht nur an dem Zustande-
kommen der Gesammtausgabe von B.’s Werken in hervorragender
Weise betheiligt ist, sondern auch seit Beginn seiner schriftstelle-
rischen Thätigkeit theils apologetisch und kritisch die Bestrebungen
B.’s gegenüber den Lehren anderer Philosophen der Neuzeit in
das Licht gesetzt, theils eklektisch z. B. in den „Grundzügen der
Societätsphilosophie“ (2. Aufl. 1865) und in den „Weltaltern“
(1868) die Ideen B.’s zugänglicher gemacht hat. Von den ge-
sammelten philosophischen Schriften aber dieses Hauptvertreters
der Baader’schen Philosophie ist der erste Theil im vorigen Jahre
erschienen*); mit dem zweiten Theile haben wir es gegenwärtig
zu thun.
Der vorliegende Band enthält wieder eine Reihe interessanter
Abhandlungen, welche namtlich die christlich theistische Weltan-
schauung B.’s gegenüber anderen Wendungen der neueren Philoso-
phie und zwar grösstentheils in der Form von Recensionen dar-
legen. J. G. Fichte, Schopenhauer, Hegel, Schelling, J. J. Wagner,
Herbart finden sich hier Baader’n gegenübergestellt. In solcher
Absicht wird z. B. die Gotteslehre J. G. Fichte’s vorgeführt. Oder
so werden Schopenhauer’s Bestrebungen auf Grund seines Werkes
„Die Welt als Wille und Vorstellung“ eingehend besprochen, so-
wie dieselben noch in einem anderen Abschnitt mit Bezug auf
Gewinner’s Schrift (A. Schopenhauer aus persönl. Umgänge darge-
stellt) und in einer dritten Abhandlung mit Anknüpfung an die
von Frauenstädt herausgegebenen Memorabilien, Briefe und Nach-
lassstücke bekämpft sind. Auf Hegel bezieht sich namentlich das
Sendschreiben an Michelet über die Persönlichkeit des Abso-
luten. Hinsichtlich Schellings wieder, dessen Verhältniss zu Baa-
der aufzuklären der H. Verfasser sich auch in anderen Schriften
hat angelegen sein lassen, finden sich in gegenwärtigem Bande

') Vergl. die Anzeige in den Heidelberger Jahrbüchern 1868, nr. 42.
 
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