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Schmidt: Platon’s Kratylus.

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richtigen Abdruck des platonischen Gedankens zu erhalten. Jener
verliess sich auf seine des Griechischen kundigeren Freunde und
dieser war noch sehr jung, als er sich an die Uebertragung des
Textes machte, den Heindorf und Stallbaum zwar oft gut erklärt
und berichtigt, oft aber auch durch ihr beschränktes Urtheil ver-
dunkelt hatten. Viele fremde und eigene Missverständnisse dürf-
ten auch einen wesentlichen Theil der Schuld von Scbarschmidts
Polemik gegen den Dialog tragen, und haben meistens ihren Grund
in nachlässiger Behandlung des Sprachlichen. Im Gegensatz zu
diesem Kritiker, dessen Strenge bei der Beurtheilung des angeb-
lichen Fälschers in einem seltsamen Contrast mit seiner eigenen
Flüchtigkeit steht, beobachtet Verf. durchaus mit grösster Sorgfalt
und schärfster Achtsamkeit Gedankengang und Ausdruck des Schrift-
stellers; so gelangen ihm viele überraschend glückliche Aufklä-
rungen über bisher unverstandene Passagen im Kratylus. Was
z. B. zu 388, d, e über den νομο&έτης, der nur als Personifica-
tion des die Sprache allmählig gestaltenden Volksgeistes zu be-
trachten ist, und über den weiteren Einfluss der Denker auf den
früher so geschaffenen Sprachstoff p. 23—25 gesagt wird, sowie
über die scheinbar inconsequente Schilderung der eigentlichen Wort-
schöpfer, welche bald hoch gestellt, bald wieder als μετεωρολόγοι
καί αδολέβχαι τινες herabgezogen werden, ist sehr treffend und
widerlegt schlagend den Tadel Deuschle’s und Scharschmidt’s (Rh.
Μ. XX, 353 gegen 401, b). Wenn 423 b Heindorf όταν für δ av
verlangte, und Stallbaum mit vielen Belegen aus Plato diese Cor-
rectur zu bestätigen bemüht war, entging beiden, dass der Satz
ονομάζει 6 μιμούμενος τή φωνή ο αν μιμήται nicht vom Relativ
in dem unmittelbar vorhergehenden ονομα άρ εΰτίν, ως εοικε, μί-
μημα φωνής εκείνον, ο μιμείται abhänge, was allerdings eine Aen-
derung nöthig machen würde, beide Sätze vielmehr, ονομα — μι-
μείται und ονομάζεται —■ μιμήται parallel neben einander stehen;
um das bisher irrig für Subject gehaltene Prädicat ονομα und
ονομάζει gehörig hervorzuheben, sind beide Wörter vorangestellt
und absichtlich derselbe Gedanke in verschiedener Form wieder-
holt. Ein ganz gleiches Versehen begingen die neuesten Ueber-
setzer eben da (423, b), und hielten ύήλωμα für das Subject, το
απο τούτου γιγνόμενον aber für das Prädicat, wozu in beiden
Stellen das Hyperbaton des gewöhnlich nachfolgenden Prädicates
verleitete. Mangel an Umsicht selbst in der nächsten Nähe zeigten
Heindorf und Stallbaum, wenn sie 424, d zu εκαΟτον nicht ΰτοι-
χείον, worauf die recapitulirende Darstellung in 424, e leiten musste
(καί ημείς τα ΰτοιχεία επί τα πράγματα έποίαομεν κτε}, sondern
ονομα verstanden. Das Verständniss dieser Stellen ist aber für
die richtige Beurtheilung des Hauptgedankens selbst von Wichtig-
keit, wie· die Analyse von 422, d bis 424, a, welche neben der all-
gemeinem Inhaltsangabe p. 35, sq. S. noch auf p. 56 gibt, erwei-
sen kann. Bei der Bestimmung der Laute und ihrer Charakteristik
 
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