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Bouillier: Du principe vital.

Von Kap. IV, S. 56 an bis Kap. XX, S. 299 folgt die ge-
schichtliche Behandlung der Aufgabe. Der Herr Verf, ver-
sucht nachzuweisen, dass die Grundgedanken des Animismus schon
im Alterthum und im Mittelalter herrschend waren, und dass auch
in der Neuzeit nicht nur Gegner, sondern auch Anhänger dieser
Lehre anfgezählt werden können. Der Gegenstand ist mit Sach-
kenntniss und Urtheil behandelt, wenn man auch nicht immer mit
dem letzteren einverstanden sein kann. Im Alterthume werden
der ,, Animismus“ des Hippokrates, Plato, Aristoteles, die Lehre
der Stoiker von einer einzigen allgemeinen Lebenskraft, der „dop-
pelte Dynamismus“ der Epikureer, die Bekämpfung des Animismus
durch Gallienus, der pantheistische Charakter des neuplatonischen
oder alexandrinischen „Animismus“, von den christlichen Ansichten
die Lehre des Apostels Paulus, die Ansichten der griechischen
Kirchenväter, des Gregorius von Nyssa, des Basilius, des Chryso-
stomus, Athanasius, Johannes Damascenus und der abendländischen
Kirchenlehrer, besonders des Tertullian und Augustin, sodann des
Gennadius, Cassiodorus, Boäthius, des Abälard, Alberts des Grossen,
des Thomas von Aquino, Vincent von Beauvais, Wilhelm von
Auvergne, Dante’s, des vierten Concils von Konstantinopel und
anderer Kirchenversammlungen, selbst mehrere Breven des Papstes
Pius’ IX., die Ansichten des Duns Scotus, Wilhelm Occam, der
Jesuiten, insbesondere des Franz Suarez, sodann des Pomponatius,
J. Scaliger und Stahl, hervorgehoben. In allen diesen Ansichten
will der Herr Verf., was freilich nicht leicht durchzuführen ist,
Uebereinstimmungspunkte mit dem Animismus, ja meistens wirk-
lichem Animismus, finden (S. 56—148). Er weist nun auf die
Reaction gegen die Seeleneinheit hin, erwähnt die Lehren van
Helmont’s, den Paulus Venetus, Paracelsus, den Zohar und die
Kabala, Robert Fludd, Baco, Gassendi, Campanella, Descartes, Ma-
lebranche, im Gegensätze zum Mechanismus des Cartesius den „Dy-
namismus“ und „Vitalismus“ an der Hochschule zu Cambridge,
Heinrich More, Cudworth, Glisson (S. 148 —186). Besonders
aber werden die Uebereinstimmungspunkte mit den Ansichten des
Herrn Verf. in der Lehre von Leibniz und Stahl nachgewiesen
(S. 186—246). Im achtzehnten Jahrhundert werden die verschie-
denen Meinungen Buffon’s, welcher den inneren Menschen in zwei
Principien spaltet, Condillac’s, Charles Bonnet’s, Stahl’s, Perrault’s,
des Bernardin de Saint-Pibrre, welcher fünf Seelen im Menschen
annimmt, des Barthez und der medicinischen Schule von Mont-
pellier, des Sauvages und seiner Nachfolger, welche den Vitalis-
mus vom Animismus trennen, im neunzehnten Jahrhundert der
Duodynamismus der französischen Spiritualisten, die Ansichten
des Maine de Biran, Jouffroy, Magelhaens, Ahrens, Lordat darge-
stellt (246—299).
Gewiss geht der Herr Verf. zu weit, wenn er den Animismus
oder die Lehre von einer Seele als dem Grunde des körperlichen
 
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