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Ur. 25. HEIDELBERGER IWO-
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen
Vereins zu Heidelberg.

(Schluss.)
Unter den Sälen, de las donzellas, de los embajadores und
de las munnecas sind die Bäder der Maria de Padilla, daran
stossen die Gärten mit ihren Springbrunnen und Vfexirröhrchen, voll
von Rosen und Nachtigallen, Myrthen und Lorbeeren, Palmen und
Orangen, von geplatteten Wegen durchschnitten, aber eingeschlossen
und ohne Aussicht. Man erhält für 2 Realen eine Eintrittskarte
mit einem Coupon für den Palast und einen für den Garten.
Das dritte Wunder von Sevilla ist das Museum. Äusser eini-
gen römischen Ueberresten, die man aus den Bädern und dem
Amphitheater der zwei Stunden entfernten alten Italica gewonnen
und einigen zum Theil ebenfalls bedeutenden Gemälden andrer
Meister enthält dasselbe einen unbezahlbaren Schatz an Bildern
Murillo’s. War er doch ein Kind dieser glücklichen Stadt, die
auf allen Strassen die Typen zu seinen holdseligen Marien, seinen
grossäugigen Christuskindern, seinen graubärtigen Heiligen und
seinen Bettelknaben aufweist, denen bei einem Stücke Brod und
Melone und in Lumpen der milde Himmel doch noch ein freund-
liches Dasein gewährt.
Es gibt hier an zwanzig Gemälde dieses Meisters und sie ge-
hören zu seinen allergrössesten Darstellungen aus dem Leben Christi
und der Legende. Sie sind alle von ganz ernstem Charakter, wel-
cher aber nicht die englische Lieblichkeit der Marien ausschliesst.
Man hat namentlich San Felix de Cantalicio, der durch sein Gebet
das Christuskind aus Marias Arm zu sich herabzieht, eine Geburt
Christi, zwei Himmelfahrten Mariä, die ja überall die grössten
Leistungen Murillo’s sind, den heiligen Thomas von Villauueva,
eine Darstellung der mildherzigsten Almosenvertheilung, Santa Justa
und Rufina, die reizenden Schutzheiligen Sevillas.
Es ist wohl kein Zweifel, dass Andalusien und besonders Se-
villa einem Maler, der wie Murillo die Menschen wiederzugeben
und zu verklären vermochte, für Frauenschönheit besonders herr-
liche Modelle bot. Es ist diese hier in einer ganz eigenthümlichen
Form und sehr zahlreich vertreten, wie die Kathedrale am Palm-
sonntagmorgen, aber auch das Treiben in den Strassen am linden
Abend bewiesen. Man darf allerdings nicht glauben, dass es nicht
immer noch viel mehr unbedeutende oder unschöne Gesichter gäbe,
LXIII. Jahrg. 5. Heft. 25
 
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