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Dixon: Das heilige Land.
eben, noch unter den Juden; nichts als einen trügerischen Waffen-
stillstand inmitten eines grausamen Krieges. Der Türke ist tole-
rant, er steht folglich am höchsten; er ist für diese niedrigeren
und fanatischeren Menschenstämme ein Bedürfniss, wie der Sachse
in Calcutta, der Gallier in Algier.«
»So lange — damit schliesst der Verfasser seine Betrachtun-
gen über diesen Gegenstand — wir Christen so wenig vom Christen-
thum haben, dass wir vergessen, dass wir Brüdei- sind, wird viel-
leicht die Obhut über das heilige Grab bei den freisinnigeren und
unparteiischen Türken bleiben. «
Wie in dieser bezeichnenden Stelle, so hat der Verfasser auch
an andern Stellen seine Anerkennung der Türken und ihrer Herr-
schaft ausgesprochen, worin er allerdings auch mit so vielen andern
gebildeten und einsichtsvollen Europäern, welche den Orient bereist
haben, in Uebereinstimmung sich befindet. Wir erinnern nur an
eine Stelle S. 110, wo er gelegentlich bemerkt: »Fast in jedem
Pascha, jedem Bey, den ich in der Türkei, in Syrien, Aegypten
und auf den Inseln getroffen, habe ich einen Mann von feiner
Lebensart, schönen Kenntnissen und unfehlbarer Artigkeit gefunden.
Fast alle diese Männer sprechen entweder französisch oder englisch,
manche auch noch russisch und deutsch, nur wenige verstanden
kein griechisch. Und doch war keine der genannten Sprachen ihren
Lippen angeboren. Sie Alle verstanden Türkisch und die Meisten
vou ihnen lasen Arabisch und Persisch, die Sprachen des Koran
und Firdusis. Werden sie denn von den besten Männern in unserm
Heere weit übertroffen? Der Türke hat noch nicht aufgehört,
plump, schlaff und poetisch zu sein, gar zu Viel zu rauchen, Farbe
und Gepränge zu lieben, den Kopf in der Welt hoch zu tragen;
aber er hat so ziemlich aufgehört, Sklaven und Eunuchen zu kau-
fen, auf seine Unwissenheit stolz zu sein, die übrigen Menschen als
Ungläubige und Heiden zu verachten.« Hat diess seine Richtigkeit,
so zeigt sich allerdings ein wahrer Fortschritt, der hundert andere
sogenannte Fortschritte moderner, europäischer Cultur überragt.
Wir schliessen damit unseren Bericht über ein Buch, das eine
eben so anziehende als belehrende Lectüre bietet, zu der die hier mit-
getheilten Proben wohl einzuladen vermögen. Gleich ähnlichen, aus
derselben Verlagsbuchhandlung ausgegangenen Werken, fehlt es auch
diesem nicht an Her Beigabe von Illustrationen und Kärtchen, die
zum Theil in den Text selbst eingedruckt sind. Unter den Illu-
strationen verdienen die beiden Blätter, welche Bethlehem und
Jerusalem darstellen, besondere Anerkennung durch die wohlgelun-
gene Ausführung.
Dixon: Das heilige Land.
eben, noch unter den Juden; nichts als einen trügerischen Waffen-
stillstand inmitten eines grausamen Krieges. Der Türke ist tole-
rant, er steht folglich am höchsten; er ist für diese niedrigeren
und fanatischeren Menschenstämme ein Bedürfniss, wie der Sachse
in Calcutta, der Gallier in Algier.«
»So lange — damit schliesst der Verfasser seine Betrachtun-
gen über diesen Gegenstand — wir Christen so wenig vom Christen-
thum haben, dass wir vergessen, dass wir Brüdei- sind, wird viel-
leicht die Obhut über das heilige Grab bei den freisinnigeren und
unparteiischen Türken bleiben. «
Wie in dieser bezeichnenden Stelle, so hat der Verfasser auch
an andern Stellen seine Anerkennung der Türken und ihrer Herr-
schaft ausgesprochen, worin er allerdings auch mit so vielen andern
gebildeten und einsichtsvollen Europäern, welche den Orient bereist
haben, in Uebereinstimmung sich befindet. Wir erinnern nur an
eine Stelle S. 110, wo er gelegentlich bemerkt: »Fast in jedem
Pascha, jedem Bey, den ich in der Türkei, in Syrien, Aegypten
und auf den Inseln getroffen, habe ich einen Mann von feiner
Lebensart, schönen Kenntnissen und unfehlbarer Artigkeit gefunden.
Fast alle diese Männer sprechen entweder französisch oder englisch,
manche auch noch russisch und deutsch, nur wenige verstanden
kein griechisch. Und doch war keine der genannten Sprachen ihren
Lippen angeboren. Sie Alle verstanden Türkisch und die Meisten
vou ihnen lasen Arabisch und Persisch, die Sprachen des Koran
und Firdusis. Werden sie denn von den besten Männern in unserm
Heere weit übertroffen? Der Türke hat noch nicht aufgehört,
plump, schlaff und poetisch zu sein, gar zu Viel zu rauchen, Farbe
und Gepränge zu lieben, den Kopf in der Welt hoch zu tragen;
aber er hat so ziemlich aufgehört, Sklaven und Eunuchen zu kau-
fen, auf seine Unwissenheit stolz zu sein, die übrigen Menschen als
Ungläubige und Heiden zu verachten.« Hat diess seine Richtigkeit,
so zeigt sich allerdings ein wahrer Fortschritt, der hundert andere
sogenannte Fortschritte moderner, europäischer Cultur überragt.
Wir schliessen damit unseren Bericht über ein Buch, das eine
eben so anziehende als belehrende Lectüre bietet, zu der die hier mit-
getheilten Proben wohl einzuladen vermögen. Gleich ähnlichen, aus
derselben Verlagsbuchhandlung ausgegangenen Werken, fehlt es auch
diesem nicht an Her Beigabe von Illustrationen und Kärtchen, die
zum Theil in den Text selbst eingedruckt sind. Unter den Illu-
strationen verdienen die beiden Blätter, welche Bethlehem und
Jerusalem darstellen, besondere Anerkennung durch die wohlgelun-
gene Ausführung.