Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann (1884)

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Pfälzer Hof.

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Innsbruck, 14. August. Gestern besichtigten
programmgemäß die Gäste unserer Liedertafel die
Sehenswürdigkeiten der Stadt und besuchten auch
deren nächste Umgebung. Vormittags waren die
Ziele der Wanderung das Pädagogium, die Staats-
gewerbeschule, wo bereits die Ausstellung der Schüler-
arbeiten installiert war, der städtische Friedhof, der
in Folge seines Reichthums an künstlerisch vollen-
dete» Grabdenkmalen den Gästen außerordentlich
gefiel, die Mosaik- und die tirolische Glasmalerei-
Anstalt, der Berg-Jsel und das tirolische National-
museum „Ferdinandeum."
Nach dessen eingehender Besichtigung ver-
sammelte sich die Gesellschaft zum gemeinsamen
Mittagstisch beim „grauen Bären." Hier erfolgte
nach mehreren Toasten, unter denen besonders der-
jenige des Herrn Professor Schalter auf das
Ehrenmitglied unserer Mitglieder, Herrn Professor
W. SP ei dl aus Stuttgart, mit stürmischem
Enthusiasmus ausgenommen worden war, die Uebcr-
gabe des Ehrengeschenkes des Heidelberger Lieder-
kranzes an die hiesige Liedertafel. Dasselbe besteht
aus einem wahrhaft künstlerisch ausgeführte«, mit
reicher Fassung ausgestattetem Trinkhorne. Die
Freude über die Spende war eine herzinnige;
freundlicher Sinn hatte sie gegeben, mit warmen,
dankbaren Herzen wurde sie angenommen. Mit
wahrer Herzensfreude können wir noch mitteilen,
daß der Heidelberger Liederkranz zur Mittagszeit
nachstehendes Telegramm an Se. Majestät den
Kaiser Franz Josef abgehen ließ:
„Der zum Besuche der Innsbrucker Lieder-
tafel hier anwesende Heidelberger Liederkranz
legt Eurer Majestät seine ehrerbietigste Huldigung
zu Füßen."
Nachdem die Mittagstafel aufgehoben war,
setzten die Gäste unter Führung der Mitglieder
der Liedertafel die Besichtigung der Stadt und
ihrer Umgebung fort. Das vornehmste Ziel der
Wanderung war die Weiherburg» wo sich allmählich
fast die Gesammtheit der Gäste zusammenfand.
Abends fand bei Summerer uud Soier das
Konzert der beiden Gesangsvereine in Verbindung
mit der Militärkapelle statt. Der Garten war
derart überfüllt, daß viel Liebe dazu gehörte, um
dort auszuhalten. Diese Liebe besaßen aber Alle,
und so kam es, daß der Garten bis zur elften
Stunde gedrängt voll blieb. Die Vortragstückc der
Heidelberger waren fein studiert, deutliche Aus-
sprache und vorzügliche Nüancierung zeichneten ihre
Leistungen aus. Unter diesen ragte ganz besonders das
allerliebste Volkslied „Jetz gang i an's Brünnele"
hervor, welches auch stürmisch zur Wiederholung
begehrt wurde. Dem Vereine ist zu seinem tüchtigen
Dirigenten Herrn Ernst Halven, zu gratulieren.
Herrn Prof. Spei dl, welcher mit seiner Famile
anwesend war, wurde nach dem Vortrag seines
prächtigen Chores „Das Posthorn" eine enthu-
siastische Ovation dargebracht. Hier möge noch
erwähnt sein, daß auch Herr Eugen Gageur,
der Dirigent der Karlsruher Liederhalle, anwesend
war. Der „Imster Liederkranz" hatte eine Depu-
tation von acht Mitgliedern zur Begrüßung der
Heidelberger Gäste hierher entsandt.
Heute haben die Gäste die projektierte Wande-
rung über das südöstliche Mittelgebirge unternom-
men. Das herrliche Wetter, dessen wir uns nun
seit längerer Zeit erfreuen, wird dieselbe gewiß
höchst genußreich gestalte«.
(Innsbrucker Nachrichten.)

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