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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.42543#0673

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5

Erscheint täglich, Sonntags ausge-
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.,
mit dem Illustrierten Unterhaltungs-
blatt 32 Pfg. — Wird in der ganzen
Stadt verteilt und an den Straßen-
ecken angeschlagen.


Nr 251. Erstes Blatt.

Buchdmckem und Expedition: Krämergasse Nr. 1.
Samstag, den 25. Oktober

Alle Zusendungen werden franko
erbeten.
Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmt vorgeschriebenen Tagen,
wird keine Verantwortlichkeit über-
nommen.

1884.

An die RMsIngs Wiihlkl des Xi!. WKmsks WMrgMrbchWsdch!

Unserem Aufruf zu Gunsten des seitherigen Abgeordneten Herrn
Dr. Wilhelm Blum ist von zwei verschiedenen Seiten entgegen-
getreten worden, denen wir eine Antwort nicht schuldig bleiben wollen.
Wir hatten ans alles Dasjenige hingewiescn, was die Wähler
von diesem bewährten Manne zu erwarten berechtigt sind, nicht allein
Weil er es versprochen, sondern und hauptsächlich auch, weil er durch
seine zwölfjährige Thätigkeit im Reichstag den Beweis geliefert hat,
daß seine Versprechurgen auf innerster Ueberzmgurg beruhen und er
die nötigen Gaben, um sie zu erfüllen, in reichlichem Maße besitzt.
Insbesondere hat Herr Dr. Blum jeden Zweifel darüber besei-
tigt, daß er in vollständigstem Einklang mit dem Antrag
der eifrigsten Vertreter der Landwirtschaft in der
Badischen zweiten Kammer und dem ihm entsprechenden Be-
schlüsse vom 2. Mai d. I. für die Erhöhung der Getreidezölle
thätig sein wird.
Herr Dr. Blum gehörte ferner seit einem Jahrzehnt derjenigen
Richtung in der national-liberalen Partei an, welche die Sorge für
eine Reihe von wirtschaftlichen Anliegen des Volkes nicht einer oft
Planlosen Selbsthilfe in den einzelnen Ländern und Bevölkerungs-
schichten ülurlassen, sondern von der Volksvertretung und
Reichsregierung energisch in die Hand genommen wis-
sen wollte.
Dieser Standpunkt des Herrn Dr. Blum und fliner Gisinnungs-
genossen hat allerdins die Folge gehabt, daß die national-liberale
Partei eine Anzahl ihrer Mitglieder, Freihändler und sog. Manchester-
Männer, durch Secession verlor, aber um so einheitlicher und deßhalb
erfolgreicher kann sie jetzt in obigem Sinne wirken.
Herr Dr. Blum wird demgemäß auf dem bevorstehenden Reichs-
tag insbesondere auch für eine den heutigen — im Vergleich mit der
Vergangenheit vielfach veränderten — Verhältnissen entsprechende
kräftige Organisation -es Gewerbes, und speziell des
Handwerks, emtreten.
Aber auch in jeder anderen Hinsicht kann sich die Bevölkerung
auf Herrn Dr. Blum, als eifrigen und tüchtigen Vertreter ihrer
Interessen und Wünsche verlassen.
Er ist vor Allem ein warmer Freund des religiösen Frie-
dens und darum ein entschiedener Feind aller Störenfriede,
Mögen sie ein Gewand tragen, welches sie wollen.
Während nun dieses teure Friedensgut, wie jedermann weiß,
in unserem Großherzogtum im Wesentlichen hergestellt, und auch in
Preußen und überhaupt im Reiche unter den Auspicien unseres all-
verehrten Kaisers, an dessen gutem Willen unsere Gegner selbst nicht
Zweifeln, angebahnt ist, gibt es Leute, die dem Volke, dem schlichten

Bürger, fortgesetzt vorzuspiegeln suchen, das verhalte sich Alles anders,
die Religion sei nach wie vor in Gefahr rc. Solche Leute fürchten
eben, und wohl mit allem Grunde, ihren Einfluß zu verlieren, wenn
die Bevölkerung sich beruhigt. Mögen sich die Wähler vor ihren
Ratschlägen hüten, eingedenk des goldenen Wortes, daß Friede er-
nährt, Unfriede verzehrt.
Im Uebrigen haben diese Hetzer bereits ihre wahren Absichten
verraten. Denn derselbe Aufruf, in welchem zum Schein der Mangel
des religiösen Friedens beklagt wird, vermißt — man lese ihn im Pfälzer
Boten — noch etwas ganz Anderes, an dem es in der That fehlt,
näm.ich die unter dem Einfluß der Geistlichkeit stehende Volksschule!
Das ist des Pudels Kern! Für diese wird zum Kampf aufgefordert,
und fo kündigen die nämlichen Leute, welche das Be-
dürfnis nach Frieden auf den Lippen führen, unserer
segensreichen Schulgesetzgebung einen unerbittlichen
Krieg an!
Wenn das keine Wölfe in Schafskleidern sind, dann hat der
Evangelist Mathäus in Kapitel 7 Vers 15 mit Unrecht vor solchen
Wesen gewarnt.
Eine Gesetzgebung also soll beseitigt werden, welche de« ent-
scheidende« Einfluß auf die Erziehung und Geistes-
richtung unserer Jugend in die Hände der Gemeinde,
das heitzt der Eltern, der Väter, der Vormünder, der
bürgerlichen Freunde und Verwandten legt; und an die
Stelle der letzteren soll die Herrschaft des Klerus treten, die seit Jahr-
hunderten bis auf die neueste Zeit innerhalb und außerhalb Deutsch-
lands so viele Kämpfe und Leiden hervorgerufcn hat.
Und um das Alles zu erreichen, wird uns ein Mann in Neckar-
gemünd empfohlen, von dem die W lt bis jetzt noch nichts weiß, als
daß er mit löblichem Fleiße ein Geschäft gegründet hat, um Griechische
Weine bei uns einmführen, und sogar ein Filialgeschäft in Berlin
besitzt, dessen Entwicklung und Ausdehnung ihm lebhaft am Herzen liegt.
Und diese, wenn auch als Geschäftsmann durchaus achtbare aber
politisch ungeübte, unerfahrene und, wir dürfen Wohl sagen, verhältniß-
mäßig unbedeutende Persönlichkeit soll uns, soll unsere nach Verbesse-
rung ihrer Lage trachtenden Landwirte, Handwerker, und Arbeiter im
großen Rat der Deutschen Nation vertreten, erfolgreich vertreten!
Wer dafür wirkt, dem wollen wir mit aller Bestimmtheit
Vorhersagen, und werden später, wenn das Unglück je cintreten sollte,
daran erinnern, daß er eine furchtbare Enttäuschung erleben wird.
Dazu kommt aber noch Schlimmeres.
Unsere Gegner, indem sie die Wähler glauben zu machen suchen,
daß ihr Kandidat, Herr Weinhändler Menzer, auf dem Reichstag

unter Anderem auch für die Aufhebung der gemischten Schule wirken
werde, verschweigen dabei gegen besseres Wissen zweierlei Thatsachen;
nämlich einmal, daß es sich hier um ein badisches Landesgesetz handelt,
an welchem der Reichstag nichts ändern kann; und dann, daß Herr
Menzer nach seiner ganzen Persönlichkeit und Vergangenheit daran
überhaupt nichts geändert haben will. Er gehört nämlich jener großen
Verbindung von Männern an und war ihr seither mit Leib und
Seele zugethan, welche mit uns die Mischung der Confessionen in
allen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens, vor Allem aber in der
Schule, für eine unerläßliche Bedingung des öffentlichen Wohles und
Gedeihens in unserem deutschen Vaterlande ansieht, mit einem Worte:
er ist Freimaurer.
Und einen solchen, besten Richtung sie sonst mit ihren kirch-
lichen Oberen als gottlos verdammen, schlagen uns Ultramontane
und protestantische Orthodoxe als Retter der Religion vor!!
Und das Alles nur, um einen Nationalliberalen zu verdrängen,
auch wenn er, wie Herr Dr. Blum, seine Bereitwilligkeit, für das
Wohl und die Interessen seiner Mitbürger jedes Opfer zu bringen,
auf das Unwidersprechlichste an den Tag gelegt hat.
In letzterer Hinsicht weisen wir auch noch darauf hin, daß Herr
Dr. Blum im bad. Landtag 10 Jahre lang einer der eifrigsten
Verfechter der jetzt endlich zu Stande gekommenen
Einkommenssteuer war, die wesentlich zur Erleichterung
der weniger -ermöglichen Steuerpflichtigen in Stadt
und Land dienen soll und wird, obgleich sie für ihn persönlich ein
jährliches Opfer von vielen Hunderten, ja vielleicht von Tausenden,
zur Folge haben muß!
In gleichem Streben hat Herr Dr. Blum nicht allein seiner
Zeit für die Wuchergcsetze gestimmt, die nur von den Secessionisten
abgelehnt wurden, sondern war auch aktiv und aus eigener Initiative
für die Gründung ländlicher Darlehenskassen, um dem Land-
man« nnd Handwerker möglichst billiges Geld zu ver-
schaffe«, bis auf die neueste Zeit unausgesetzt thätig.
Zu solchen Kapitalisten, wie er, könnte sich also jeder Bezirk
nur Glück wünschen!
Dem gegenüber kann uns Herr Menzer nichts als schöne Worte
bieten.
Aus allen diesen Gründen müßten wir es als einen Akt nicht
allein gedankenlosester Unklugheit, sondern auch der äußersten Undank-
barkeit bezeichnen, wenn ein Theil der Wähler einen so verdienten
Mann durch einen gänzlich unerprobten Neuling ersetzen wollten.
Wir laden deshalb alle wohlgesinnten Wähler von allen Par-
teien ein, dem Herrn

OienZtnF, äen 28. Oktober

Oberktzlä

er

Der national-liberale Partei-Ausschuß.

Museum.

Kraut und Rüben werden schön in und
"Utzer dem Hause geschnitten. Schmidt, Römer-
Iflaße Nr. 47, 3. Stock; auch können Bestellungen
Herrn Mehlhändler Ruprecht Nachfolger
Schacht werden.

trat ans Fenster; Henri Didier betrachtete den
Brief, schüttelte nochmals das Haupt und befahl
dem Hausdiener, Herrn Winter ins Kabinet zu bitten.
Theobald erschien gleich darauf; er bemerkte
auf dem Gesicht Garnier's nur ein freundliches
Lächeln, in den Zügen Didier's nur wohlwollende
Herablassung.
„Da ist ein Brief angekommen, aus dessen
Adresse ich nicht klug werden kann," sagte der
Letztere, „bitte, sehen Sie einmal zu, vielleicht sind
Sie der Empfänger."
Theobald hatte seinen Namen schon gelesen,
ehe er den Brief aus der Hand Didier's empfing;
er konnte eS nicht verhindern, daß in diesem Moment
ihm das Blut in den Adern stockte, aber es gelang
ihm, seine Geistesgegenwart zu bewahren. Ec las
die Adresse und schüttelte den Kopf. „Der Name ist
mir ganz unbekannt," erwiderte er ruhig, vielleicht
war früher ein Herr Weimar in Ihrem Hause?"
„Dann würde ich mich ja des Namens erinnert
haben," antwortete Didier achselzuckend.
„Oder aber, dieser Herr Weimar will Sie in
den nächsten Tagen besuchen, und hat darum seine
Briefe an Sie adressieren lassen," versetzte Theobald,
indeß sein Blick forschend das lächelnde Antlitz
Garnier's streifte.
„Ja, das kann sein," nickte Didier, „ich danke
Ihnen. Bitte, nehmen Sie den Brief mit und legen
Sie ihn im Kontor auf's Pult, damit er Jedem
sichbar ist, wir wollen ihn einige Tage aufbewahren;
reklamiert in dieser Zeit Niemand ihn, so lassen
wir ibn zurückgehen."
Theobald verließ mit einer Vsrbeugnug das
Kabinet; die beiden Herren bl ckten einander an.
„Nun?" fragte Didier.
„Hm, ich bin meiner Sache immer noch nicht
sicher," erwiderte Garnier leise. „Er wechselte
allerdings die Farbe, als er die Adresse las, aber
das beweist nichts, denn er beantwortete Ihre Fragen
ganz ruhig. Entweder ist meine Voraussetzung
falsch, oder wir haben an diesem Mensche» einen sehr

schädlich gemacht werden, tch werde schon einen
Weg finden, auf dem das geschehen kann."
„Es wird nicht geschehen können, weil er ge-
warnt ist; er schöpft sofort Verdacht gegen uns,
Wenn er den Brief sieht."
„Kann er nicht denken, die deutsche Gouver-
nante habe ihm geschrieben. Die Adresse deutet
auch auf eine Damenhand hin."
„Aber dann müßte Fräulein Renard sein
Geheimnis und seine Pläne kennen!"
„Ist das so unwahrscheinlich?" meinte Gar-
nier. „Fräulein Renard war in Chateau Monte-
rau s ine Pflegerin, — liegt da nicht die Möglich-
keit sehr nahe, daß er sie vertrauungsvoll in seine
Pläne eingeweiht hat?"
„Parbleu, das wäre mir sehr, sehr unange-
nehm," rief Didier, die buschigen Brauen finster
zusammenziehend. „Unter uns gesagt, liebster
Freund, ich bin in Fräulein Renard vernarrt, und
ich schmeichle mir mit der Hoffnung, einigen Ein-
druck auf sie gemacht zu haben. Wäre Sie nun
die Verbündete dieses Mannes, der mich glühend
hassen muß —"
„So ist dadurch, daß die Pläne dieses Mannes
durchkreuzt worden sind, für Sie noch nichts ver-
loren," unterbrach ihn Garnier gelassen. „Sie sind
ein reicher Mann, und je nachdem Sie di- Karten
zu mischen verstehen, Wird Fräulein Renard, die arme
deutsche Gouvernante, von Ihrer Gnade gänzlich
abhängen. Also machen Sie deshalb sich keine
Sorge; Sie können ja später, wenn es verlangt
wird, der Verbündeten Ihres Feindes schwarz auf
weiß beweisen, das alles Recht allein auf Ihrer
Seite ist, und daß sie selbst getäuscht und betro-
gen wurde."
Der Hausdiener Mathieu trat mit den Briefen,
die er von der Post geholt hatte, ein.
Unter diesen Briefen befand sich in der That
einer, der scheinbar von Frauenhand an Theobald
Weimar, im Hause des Herrn Henri Didier in
Brüste-, adressiert war.

Bekanntmachung.
Die Wahl eines Stadt-
rates betr.
Bei der heute vorgenommenen Wahl eines
Stadtratcs für eine dreijährige Dienstzeit
wurde
Herr Frir-rich Aügust Wolff, Kaufmann
8-wählt.
Wir bringen dies mit dem Anfügen
Zur öffentlichen Kenntnis, daß die Wahl-
akten von morgen an während acht Tagen
Zu Jedermanns Einsicht bei uns offen liegen
Und etwaige Einsprachen oder Beschwerden
ßegen die Wahl innerhalb derselben Frist
s>ci uns oder dem Großh. Bezirksamte
schriftlich oder mündlich mit sofortiger Be-
zeichnung der Beweismittel vorzubringen
Und.
Heidelberg, den 24. Oktober 1884.
I. Bürge Mkisteramt:
Bilabel.

1. Lotterie der Stadt Baden. "MW
Erneuerungs-Lose ä 2 10 — Kauf-Lose » 4 20 H — Voll-
Lose a 6 30 A an den bekannten Verkaufsstellen:
_E. Aumm, Heugasse 1, Jos. Münch, Hauptstr. 1, Fra»; Popp a. M.

gelten Weimar kann einer der Husaren sein, die
bei Chateau Monterau beerdigt wurden; aber ich
meine denn doch, die Sache sei wichtig genug, um
ihr auf den Grund zu ghen; wir müssen volle
Gewißheit haben."
„Und wie wollen Sie dieselbe erhalten?"
„Unter den Briefen, die Sie heute von der
Post empfangen, wird einer sein, der die Adresse
des jungen Weimar trägt; ich habe vor meiner
Abreise dafür Sorge getragen, daß dieser Brief
heute eintrcffen muß. Ich werde zugegen sein,
wenn Sie denselben Ihrem Korrespondenten vor-
legen; zeigen Sie kein Mißtrauen, behandeln Sie
die Sache ganz gleichgültig, — wir werden in
seinen Zügen lesen, was wir wissen wollen."
„Aber er selbst wird Verdacht schöpfen —"
„Möglich, indessen glaube ich es nicht, weil
nicht weiß, daß ich in seiner Heimat war."
„Das darf er nun auch nicht erfahren!"
„Ich werde es ihm nicht verraten."
„Und was enthält der Brief an ihn?"
„Nichts. Nimmt er ihn an, so hat er sich ver-
raten, lässt er ihn zurückgehen, so ist er entweder
der junge Weimar nicht, oder er besitzt Geistesgegen-
wart genug, seine Rolle durchzuführcu."
„Nehmen wir das letztere an, was dann?"
fragte Didier, der jetzt wieder vor seinem Schreib-
tisch saß und den Blick voll ungeduldiger Erwar-
tung auf den Freund geheftet hielt.
„Der Rentier Unger wird in den nächsten
Tagen hierherkommen," erwiderte Garnier mit einem
bairischen Lächeln. „Dos Leben in Brüssel hat
ihm zu gesallen. Ich will dafür sorgen, daß er
mit Ihrem Korrespondenten zusammentrifft."
„Vortrefflich!" nickte Didier, in dessen Augen
es zornig aufblitzte. „Wenn Ihre Vermutung
begründet ist, so werde ich den Burschen mit Schimpf
und Schande fortjagen."
„Hm, er könnte in diesem Falle wegen Führung
eines falschen Namens und gefälschter Papiere vor
Gericht gestellt werden," sagte Garnier mit scharfer

Dusoro versbrllcbkn Uonatsmitsilieäer, Damen rmck aussororclontlieko Mt-
glioctor rvorcteu liötlicb orsuebt, ibrs Karten am Laal-Lingan^ vor^u^ei^en.
vis Direktion.

„Können Sie sich auf ihn verlassen!"
„Auf meinen Hausdiener? Er ist treu wie
Gold."
„Gut, warten wir also, bis er Ihnen die Briefe
bringt. Sie erinnern sich wohl noch eines Rentiers
Unger, der vor einem Jahre Sie hier besuchte?
Der junge Weimar war mit seiner Tochter verlobt —"
„Ja, allerdings, ein dicker Geldprotz!"
„Ganz recht, von ihm erfuhr ich, daß Wei-
mar bei Chateau Mont rru gefallen ist, aber er
behauptete auch, Weimar sei nicht Offizier gewesen.
Ich hätte mir nun volle Gewißheit verschaffen
können, wenn es mir möglich g wesen wäre, die
Kameraden Weimar's auszuforschcn; ober dies-Leute
traten mir so feindselig entgegen, daß ich mich un-
möglich mit einer Frage an sie wenden konnte.
Anderseits hielt ich solche Fragen auch in unserem
Interesse nicht ratsam; erfahren seins Freunde,
daß er noch lebt, so nehmen sie sicherlich Anteil
an seinem ferneren Gesch ck, und dies könnte unseren
Plänen nur hinderlich sein."
Didier verstand den bedeutungsvollen Blick,
der diese Worte begleitete; er nickte zustimmend
und drehte rastlos au den Spitzen seines Knebel-
barts. „War Weimar nicht der Führer der Pa-
trouille, so ist er auch jetzt nicht mein Korrespon-
dent," sagte er.
„Das meinte ich Anfangs auch, bester Freund,
aber ich beruhigte mich bannt nicht. Weshalb hat
der Freund Weimar's sich in Metz bei mir so an-
g legentlich nach dem Führer der Patrouille erkun-
digt? Weshalb hat dieser Patrouillenfühler sich so
viele Mühe gegeben, in Ihre Dienste zu kommen?"
Didier blieb stehen. „Das könnte verdächtig
erscheinen," sagte er, „aber bedenken Sie auch, daß
dnser Theodor Winter einen auf s inen Namen
lautenden französischen Patz besitzt, und daß er
vor dem Kriege in Lyon eure Stelle b-saß, während
ich doch ganz genau weiß, daß der junge Weimar
bis zum Ausbruch des Krieges im Geschäft seines
Vaters thätig war."
„Ich lasse die Möglichkeit eines Zrrtbums

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krA. ItaZ788er, laxator.

Wahl-Versammlung.
Sonntag, den 26. d. M., nachmittags 4 Uhr
lVsdl Verssmmlulls
im Saale des Katholischen Kasino's zu Heidelberg.
Unsere Parteigenossen aus Stadt und Land sind zur zahlreichen Be-
teiligung dringend eingcladen.
Nas MMKomile üer Emtrnmspartei für üm 12. MMKreis
(Keiilelberg, Gkerbatli» Mosbach).

Vermißt!
Roman von Ewald Aug. König.
(38. Fortsetzung.)
. „Wir sprechen darüber später noch," unter-
. r?ch ihn Garnier. „Ich will Ihnen zuvor beweisen,
"ie sehr Sie meiner noch bedürfen." Er warf
^Nen forschenden Blick auf die Thür des Kontors
"Nd rückte seinen Sessel dem Schreibtisch näher.
"Johannes Weimar besaß einen Sohn," fuhr er
"u gedämpfter Stimme fort: „kennen Sie ihn?"
„Nein, ich habe ihn nie gesehen."
„Das ist sehr schlimm —"
„Weshalb? Er ist im Feldzuge gefallen!"
,. „Bitte recht sehr, ich habe kürzlich dieVerlust-
nen der preußischen Armee noch einmal durch-
wehen, er wird in ihnen als „Vermißt" aufgeführt."
„Das ist dasselbe!"
„Doch nicht ganz," erwiderte Garnier ernst,
vermißte und Verschollene können nach vielen
fahren wieder auftauchen, das ist schon oft vorge-
°"men. In seiner Heimat gilt der junge Weimar
°°yfalls für tot; aber ich habe triftige Gründe,
"cht daran zu glauben."
. .. Henri Didier blickte betroffen auf. „Und diese
vngen Gründe?" fragte er.
g. „Sie kennen natürlich die Geschichte von dem
jf°ffcht bei Chateau Monterau, aber nicht ganz.
n""r den Husaren, die dort überfallen wurden,
dm sich auch der junge Weimar. Vier Husaren
P" dort beerdigt, der fünfte, der Führer der
st?"vuille, genas von seinen Wunden, er befindet
Augenblicklich in Ihren Diensten."
Das Antlitz Didier's war totenbleich geworden ;
S^rbob sich und durchmaß einige Male mit großen
Bitten das Zimmer.
»Weiter!" sagte er heiser.
... „Ja, weiter weiß ich jetzt noch nichts. Wann
Mlten Sie die Briefe von der Post?"
bru. "3n einer halben Stunde, mein Hausdiener
sie eben." - -

Rosenbusch.
Sonntag, den 26. Oktober
X! - »L17 « HL. -WH
Anfang » Uhr
Hierzu ladet freundlichst ein

_Webel.
KoUener Kölner.
Samstag Abend von 5 Uhr ab und Sonntag
LkberkMrl mit Sanrrkmt
nach ächt Münchener Art.

Dl. ^Villmlm LI am in LeiäslberZs,
unserem langjährigen und bewährten Vertreter, auch dieses Mal wieder ihre Stimmen zu geben.

MLMM.siieigi-UitütliiillVZ
voll äem MSMiöll 8tsät vrodsotor,
unter lueitunF 6es Derrn Nusürälreßtor Lo8vuIirLN2,
8 Ilkr. Vie vallerie bleibt Fsseblossen.
Vie Vtzi'KMKWM-LmiiiiWiW.
 
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